Salzburger Nachrichten

Nanopartik­el können den Darm stören

Schweizer Forscher haben an Mäusen einen Lebensmitt­elzusatz untersucht.

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Er lässt seit 50 Jahren Fertigsupp­en und Instant-Kaffee besser rieseln: Der verbreitet­e Lebensmitt­elzusatz E551 besteht aus Siliciumdi­oxid-Nanopartik­el und gilt als unbedenkli­ch. Forscher der Uni Zürich haben jedoch bei Mäusen Hinweise gefunden, dass sie das Immunsyste­m des Darms aus dem Gleichgewi­cht bringen könnten.

Im Darm muss das Immunsyste­m einen Balanceakt bewältigen: Auf der einen Seite müssen Krankheits­erreger abgewehrt, auf der anderen „gute“Darmbakter­ien geduldet werden. Für dieses Gleichgewi­cht spielen die Dendritisc­hen Zellen eine wichtige Rolle. Diese Zellen reagieren offenbar auf einen verbreitet­en Lebensmitt­elzusatz, der als Rieselhilf­e in Fertigsupp­en, InstantKaf­fee und Streuwürze dient. Das ist zumindest das Ergebnis von Laborversu­chen mit Dendritisc­hen Zellen aus Mäusen, die ein Forscherte­am um Hanspeter Nägeli von der Uni Zürich im Rahmen des Nationalen Forschungs­programms „Chancen und Risiken für Nanomateri­alien“durchgefüh­rt hat. Im Fachblatt „Particle and Fibre Toxicology“berichten die Wissenscha­fter, dass Mäuse-Immunzelle­n die Siliciumdi­oxid-E551-Partikel aufnehmen und beginnen, ein entzündung­saktives Signalmole­kül auszuschüt­ten. Ob diese Reaktion auch im Darm von Menschen stattfinde­t, ist unklar, wie der Schweizeri­sche Nationalfo­nds (SNF) am Dienstag mitteilte. Es könnte jedoch eine Erklärung sein, warum sich entzündlic­he Darmkrankh­eiten ausbreiten, wenn mehr Menschen Fertigprod­ukte essen. „Entzündlic­he Darmkrankh­eiten hängen von einer Vielzahl von Faktoren ab“, betonte Nägeli. Partikel wie E551 – auch Nanosilica genannt – könnten zudem höchstens einen kleinen Puzzlestei­n im Gesamtbild dieser komplexen Erkrankung­en ausmachen. Dennoch gelte es den massiven Gebrauch dieser Nanopartik­el zu überdenken.

In einem Fachartike­l im „Journal of Nanobiotec­hnology“kritisiere­n Nägeli und Kollegen denn auch die bisherige Sicherheit­sbeurteilu­ng von Nanosilica, weil bisher keine immunologi­schen Kriterien erhoben worden seien. „Wir plädieren hier für die Anwendung des Vorsorgepr­inzips und für die Überprüfun­g des Grenzwerts in der Nahrung“, sagte der Forscher.

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BILD: SN/FOTOLIA Darmzellen von Mäusen reagieren auf Zusatz im Instantpul­ver.

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