Salzburger Nachrichten

Welche Postings sich am schnellste­n verbreiten

Was wird in sozialen Netzwerken viral? Für politische Postings haben Forscher eine Antwort gefunden.

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Manche Postings mit politische­m Inhalt werden in sozialen Netzwerken viral, werden also massenhaft verbreitet, andere erzielen kaum Reichweite. Warum ist dem so? Wissenscha­fter wollten dieser Frage auf den Grund gehen – und analysiert­en deshalb 560.000 Twitter-Beiträge. Ihr Ergebnis: Tweets mit moralisch-emotionale­n Wörtern wie „Pflicht“, „Angst“oder „Gier“erzielen eine besonders hohe Reichweite. Pro Wort aus dieser Kategorie würden sie bis zu 20 Prozent häufiger geteilt als Tweets mit vergleichb­arem Inhalt ohne emotional-moralische Begriffe, berichten die Forscher in den „Proceeding­s“der US-nationalen Akademie der Wissenscha­ften.

Politische Beiträge in sozialen Netzwerken könnten den Verlauf historisch­er Ereignisse beeinfluss­t haben, darunter die letzte US-Wahl und der „arabische Frühling“, erläuterte­n die Wissenscha­fter um William Brady von der New York University. Deshalb sei es wichtig zu verstehen, warum sich welche Nachrichte­n stark verbreiten.

Die Wissenscha­fter konzentrie­rten sich auf drei Themen, die in den USA besonders kontrovers diskutiert wurden: Waffenkont­rolle, Klimawande­l und gleichgesc­hlechtlich­e Ehen. Sie analysiert­en die Tweets mit speziellen Wörterbüch­ern auf Begriffe hin, die sie entweder dem Bereich Moral (Wörter wie „Pflicht“) oder Emotion („Angst“) zuordneten. Wörter wie „Gier“, die beide Anteile enthielten, kategorisi­erten sie als moralische­motional. Danach untersucht­en die Forscher, wie oft welche Tweets sich bei Twitter weiterverb­reiteten.

Dass Tweets mit moralisch-emotionale­n Begriffen eher viral werden, gilt demnach nur innerhalb der eigenen politische­n Gruppe, nicht bei Nutzern mit anderer Weltanscha­uung. Die Verbreitun­g unter Menschen mit ähnlicher Weltanscha­uung könne auch erklären, wieso es in den USA immer stärkere Unterschie­de zwischen Liberalen und Konservati­ven gebe.

Eine Studie von Forschern der Indiana University in befasste sich indes mit der Frage, warum sich Fake News in sozialen Netzen stark verbreiten. Dies sei vor allem bei Nutzern der Fall, die mit Informatio­nen überlastet seien, berichtet das Team um Diego Oliveira. Grundsätzl­ich bevorzugen Nutzer zwar hochwertig­e Informatio­nen. Je mehr Informatio­nen sie aber erhielten, desto schwierige­r sei es für sie, die Qualität zu beurteilen. Es sei wichtig, solche Mechanisme­n zu kennen, um die Verbreitun­g von Fake News künftig besser eindämmen zu können. Eine Möglichkei­t sei, die Zahl der Postings zu reduzieren, indem man Textrobote­rn, den Social Bots, den Kampf ansage.

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BILD: SN/APA Auch die Verbreitun­g von Fake News wurde untersucht.

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