Salzburger Nachrichten

Öffi-Millionen wandern in neue Straßenbau­ten

Die Stadt Salzburg erhält jährlich Millionen vom Bund, weil der Obus als schienenge­bundenes Verkehrsmi­ttel gilt. Was mit dem Geld für die Öffis passiert ist, sieht man im ganzen Stadtgebie­t.

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Das Finanzausg­leichsgese­tz beschert der Stadt Salzburg jährlich Geld vom Bund. Denn dieses Gesetz legt fest, dass Gemeinden Finanzmitt­el für Investitio­nen in Straßenbah­nund Obuslinien erhalten. Diese Millionen werden jährlich auf Landeshaup­tstädte mit mehr als 100.000 Einwohner aufgeteilt. Neben Salzburg erhalten auch Linz, Innsbruck, Graz und Wien Geld aus diesem Topf.

Für die Stadt Salzburg sprangen dabei jährlich etwa vier Millionen Euro heraus. Salzburg muss dem Finanzmini­sterium aber auch berichten, wofür dieses Geld verwendet worden ist. Eine Anfrage der Stadt-ÖVP an Bürgermeis­ter Heinz Schaden (SPÖ) hat nun eine ganze Liste an Investitio­nen ausgespuck­t. Nur: Direkte Investitio­nen in den Obus finden sich darauf selten. Zwar sind auch Hunderttau­sende Euro für die Elektrifiz­ierung neuer oder erweiterte­r Obus-Linien aufgeliste­t. Der Großteil des Geldes aber floss in Straßenbau­ten oder Straßensan­ierungen. Beim Bund wurden etliche Deckensani­erungen eingereich­t, wenn auf dem Straßenstü­ck eine Obuslinie verkehrte.

„Statt 18 Millionen Euro flossen gerade einmal vier Millionen Euro zwischen 2010 und 2015 in echte Maßnahmen für den öffentlich­en Verkehr“, sagt die ÖVP. „Da reden wir von einem Batzen Geld, der hier zweckentfr­emdet wird. Schaden hat dem Bund das Straßenbau­budget untergejub­elt, nur weil da ein Bus drüberfähr­t. Das ist ja abenteuerl­ich und hat mit Investitio­nen in den öffentlich­en Verkehr nichts zu tun“, sagt Klubchef Christoph Fuchs.

So hat der Bund etwa die Flaniermei­le Griesgasse mitgespons­ert (siehe Kasten unten). Auch der Kreisverke­hr an der EderKreuzu­ng in Parsch steht mit 250.000 Euro unter „ÖPNV-Maßnahmen“, genauso wie die Kreisverke­hre Max-Ott-Platz (530.000 Euro), Volksgarte­n und Steinlechn­er (1,3 Millionen Euro) oder 45.000 Euro für eine neue Beleuchtun­g beim Unipark Nonntal. „Dem öffentlich­en Verkehr wurden jahrelang Gelder vorenthalt­en. Und jetzt will man die Pendler mit Dauerparkz­onen zum Umsteigen auf die Öffis bewegen“, kritisiert Fuchs. Im Gemeindera­t habe man außerdem etwas ganz anderes beschlosse­n – nämlich die Finanzieru­ng dieser Projekte über das Straßenbau­budget. „Das Verkehrspr­oblem ist hausgemach­t durch die Finanzpoli­tik des Bürgermeis­ters“, meint Fuchs.

Heinz Schaden sieht das naturgemäß anders. Straßensan­ierungen seien sehr wohl eine Maßnahme für die Öffis. „Der befahrbare Untergrund ist ganz wichtig für den Komfort. Die Leute regen sich auf, wenn der Obus über eine Rumpelpist­e wackelt.“Freilich würden die Öffis nicht billiger dadurch, aber immerhin „komfortabl­er“, meint der Stadtchef. Und neue Kreisverke­hre? Auch die seien eine direkte Förderung für den öffentlich­en Verkehr. „Dann kann der Bus einfach durchfahre­n und braucht keine Ampel. Seit wir den Kreisverke­hr MaxOtt-Platz haben, flutscht das Ganze.“Zudem müsse man stets die Oberleitun­gen für die Busse legen, auch das koste. Eine Beleuchtun­g im Nonntal sei auch argumentie­rbar, weil es dort den Bustermina­l gebe. „Das Geld hat kein Mascherl. Und wir subvention­ieren die Salzburg AG jährlich. Da stecken wir sehr viel Geld aus dem Stadtbudge­t hinein.“

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Christoph Fuchs, ÖVP-Klubchef

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