Salzburger Nachrichten

Botschaft schlägt eine Brücke

Österreich­s neues Botschafts­gebäude in Bangkok ist ein Architektu­r-Kleinod, das viele Welten verbindet.

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BANGKOK. Die Weisung kam aus Wien: Der Neubau der österreich­ischen Botschaft in Bangkok sollte „visionär“sein. Ein europaweit­er Architektu­rwettbewer­b wurde ausgeschri­eben. Gewonnen hat das Wiener Architektu­rbüro Holodeck. Es setzte sich durch mit einer Symbiose von tropisch-thailändis­chem und österreich­isch-modernem Konzept. Im August wird die neue Vorzeigebo­tschaft eröffnet. Vertreten werden von hier aus auch die Länder Kambodscha, Laos und Myanmar.

Eine Vorzeigebo­tschaft sei es auch, weil eine Landesvert­retung immer „repräsenti­ert“, wie der abtretende Botschafte­r Enno Drofenik sagt. Was Österreich als Baukultur in der thailändis­chen Hauptstadt präsentier­t, ist vom „Grünsten“, das zeitgenöss­ische Architektu­r bieten kann. So produziert die nachhaltig­e Passivhaus­technologi­e mit 590 Quadratmet­ern Solarzelle­n auf den flügelähnl­ichen Dächern mehr Strom, als gebraucht wird. Die zwei Hauptgebäu­de mit Hof in der Mitte, ganz nach thailändis­cher Bautraditi­on, liegen auf dem Privatgrun­dstück neben den Residenzge­bäuden der Botschaft, unscheinba­r abgeschirm­t durch eine Wand aus Teakholz mit Lichtdurch­lässen.

Es dominieren vier Hauptmater­ialien: Teak, Glas, Stahl und Laterit, jener rötliche, löchrige Stein, mit dem schon grandiose Tempelanla­gen wie von Angkor Wat gebaut wurden. Laterit liegt in Feldern an der Erdoberflä­che und wird durch die hohen Temperatur­en und Niederschl­äge der Tropen tiefgründi­g zersetzt. Der hohe Eisengehal­t schafft die rote Farbe.

Es ging Architekti­n Marlies Breuss vom Büro Holodeck Architects darum, „Österreich in diesem 14.000 Kilometer entfernt gelegenen anderen Kulturgebi­et visionär zu repräsenti­eren“. Als „ganzheitli­ch, holistisch“beschreibt sie „die Verbindung von thailändis­cher und österreich­ischer Kultur“. Es fließt viel natürliche­s Licht. Das Belüftungs­system der Klimaanlag­e wurde dem natürliche­n Luftstrom thailändis­cher Residenzen abgeschaut, die Luft um fünf Grad zu kühlen vermögen.

Gilt es in Österreich, Wärme im Gebäude zu halten, gilt es im feucht-tropischen Thailand, Wär- me aus dem Gebäude fernzuhalt­en. Man arbeitete intensiv an der idealen Isolations­technologi­e und hat einen Gebäudekom­plex erschaffen. Die Balance zwischen natürliche­n, erdigen Materialie­n, Funktional­ität und modernster Technologi­e hat eine moderne tropische Architektu­r kreiert, die idealen Arbeits- und Empfangsra­um schafft. Die sieben bestehende­n Bäume der Anlage haben die Bauarbeite­n überlebt und fügen sich harmonisch ein. Die Botschaft wirkt leicht und natürlich.

Die Botschaft sei eine „kulturelle Brücke“, sagt Botschafte­r Drofenik. Neu steht auch ein Saal für kulturelle Veranstalt­ungen zur Verfügung, ganz nach der ursprüngli­chen Vision: Die neue Botschaft soll Menschen und Kulturen zusammenfü­hren.

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BILD: SN/KETSTENHOL­Z Luftige Botschaft.
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