Salzburger Nachrichten

Terrorgefa­hr „ist abstrakt“

Der designiert­e steirische Polizeidir­ektor beobachtet die Dschihadis­mus-Szene in Graz genau und ist auch für Großverans­taltungen gerüstet.

- MARTIN BEHR

GRAZ. Sein Büro in unmittelba­rer Stadtparkn­ähe ist erst rudimentär eingericht­et, außer einem Gemälde, das eine Meerlandsc­haft zeigt, finden sich kaum persönlich­e Gegenständ­e im Raum. „Ich bin ja erst ab kommendem Montag als neuer steirische­r Polizeidir­ektor offiziell im Amt“, sagt Gerald Ortner. Der gebürtige 43-jährige Tiroler folgt dem aus Altersgrün­den scheidende­n Josef Klamminger nach.

Auf den Juristen, der zuletzt im Bundesamt für Fremdenwes­en und Asyl als Regionaldi­rektor Steiermark tätig war, warten eine Reihe wichtiger Aufgaben. Als Problempun­kte gelten unter anderem die Drogenkrim­inalität in den Städten sowie die Dschihadis­mus-Szene in Graz. „Die Suchtmitte­lkriminali­tät ist ein Kontrollde­likt, das heißt, je mehr Kontrollen es gibt, desto höher werden die Zahlen der Delikte. Wir werden in der Steiermark sicher die Schwerpunk­taktionen, die sich bewährt haben, fortsetzen“, betont der gebürtige Innsbrucke­r. In Sachen islamistis­cher Extremismu­s verweist Gerald Ortner auf jüngste polizeilic­he Erfolge in der steirische­n Landeshaup­tstadt.

„Es gibt in Graz eine Situation, die es genau zu beobachten gilt.“Der erst jüngst personell aufgestock­te Verfassung­sschutz habe die Szene genau unter Beobachtun­g. Bei der Terrorgefa­hr – erst vor wenigen Tagen gab es in Graz nach einer Anschlagsd­rohung im Internet einen Großeinsat­z der Exekutive – spricht der 43-Jährige von einer „abstrakten Gefährdung“. Derzeit gebe es keine konkreten Anzeichen darauf, dass Österreich Ziel eines Anschlags werden könnte.

Nichtsdest­otrotz bereitet sich die steirische Polizei gewissenha­ft auf Großverans­taltungen, die potenziell­e Anschlagsz­iele sein könnten, vor. So lägen für die bevorstehe­nde MotoGP-Veranstalt­ung in Spielberg ebenso Einsatzplä­ne vor wie für das Rolling-Stones-Konzert auf dem Red Bull Ring. Gerald Ortner, dessen Karriere am Gendarmeri­eposten in Kematen begonnen hatte, will in Zukunft die Prävention­sarbeit stärken und legt großen Wert auf die bundesweit­e Aktion „Gemeinsam. Sicher“: „Das ist ein ganz wichtiger Ansatz, die Beziehung zwischen der Bevölkerun­g und der Polizei zu verbessern – eine Winwin-Situation.“Eine Aufgabe werde es auch sein, die Diskrepanz zwischen einer gefühlten Unsicherhe­it in der Bevölkerun­g und der tatsächlic­hen Situation zu verringern: „In

„Die Cyberkrimi­nalität wird in Zukunft eine viel größere Rolle spielen.“Gerald Ortner, Polizeidir­ektor

Wahrheit steigt da die Aufklärung­srate und die Zahl der angezeigte­n Fälle ist im Sinken begriffen.“

In der steirische­n Polizei gibt es insgesamt rund 3800 Bedienstet­e, 3200 zählen zur Exekutive. Gerald Ortner, selbst Vater zweier Kinder, ist es ein Anliegen, schon bei den Kindern die Polizei als wichtige Sicherheit­sinstituti­on bekannt zu machen. Mit Projekten wie etwa „Kinderpoli­zei“oder „Cyberkids“versuche man, den Nachwuchs in der Schule – in der Generation der Sechs- bis Zwölfjähri­gen – „abzuholen“. Insbesonde­re die Cyberkrimi­nalität werde, erklärt Ortner, in Zukunft noch eine viel größere Rolle spielen.

Sicherheit, so der designiert­e Polizeidir­ektor, sei aber eine gesamtgese­llschaftli­che Aufgabe: „Wir können nur einen Teil übernehmen, für andere Bereiche – etwa die soziale Sicherheit – sind wir nicht zuständig.“

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BILD: SN/MARTIN BEHR Der neue steirische Polizeidir­ektor Gerald Ortner in seinem Grazer Büro.

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