Sechs Vergewaltigungen innerhalb von zwei Wochen
In Linz sollen zwei Männer eine Maturantin in einem Keller vergewaltigt haben. Sie sind nicht geständig – doch die Beweislage ist laut Polizei erdrückend.
Erneut sorgt eine Vergewaltigung für Entsetzen: Eine 18jährige Maturantin ist in Linz von zwei Männern überfallen, in einen Keller gezerrt, beraubt und vergewaltigt worden. Die Kriminalisten brauchten mehrere Tage, um den Ort ausfindig zu machen. Denn an die Details, die sich in den Morgenstunden des 9. Juni in dem Keller zugetragen hatten, konnte sich das Opfer zwar sehr gut erinnern – an das Haus allerdings nicht mehr. Am gestrigen Donnerstag wurden zwei Verdächtige verhaftet – ein 27-jähriger Österreicher mit türkischem Migrationshintergrund sowie ein 17-jähriger Flüchtling aus Afghanistan. Beide waren wegen diverser Sucht- und Eigentumsdelikte bereits amtsbekannt. Die Verdächtigen sind nicht geständig, die Ermittler dennoch gelassen: „Die Spurenlage hat absolute Gewissheit gebracht. Die Indizien sind erdrückend“, sagte Polizeisprecher David Furtner.
Die Tat in der Linzer Innenstadt war eine von insgesamt sechs Vergewaltigungen, die in den vergangenen zwei Wochen in Österreich verübt und publik geworden sind: Am 16. Juni wurde – ebenfalls in Linz – eine 38Jährige Opfer eines brutalen sexuellen Übergriffs. Der Verdächtige, ein Slowake, hatte der Frau in einer Tiefgarage aufgelauert. Er konnte deshalb so rasch gefasst werden, weil es – wie in neun von zehn Vergewaltigungsfällen – eine Opfer-Täter-Beziehung gegeben habe. Wiederum nur drei Tage später, am 19. Juni, soll ein 50-jähriger türkischer Gastronom in Salzburg seine 32jährige Angestellte missbraucht haben. Am 20. Juni soll ein 21-Jähriger in einem Internat in Oberösterreich einen 16-jährigen Zimmerkollegen vergewaltigt haben.
Bereits am darauffolgenden Tag fiel im Wiener Donaupark ein 23jähriger Afghane über eine 24-jährige Frau her, die in der Wiese lag und sich sonnte. Der Mann soll sich auf sein Opfer gesetzt und seinen Hosenbund geöffnet haben. Vier Parkbesucher eilten der schreienden 24Jährigen zur Hilfe und hielten den Verdächtigen bis zum Eintreffen der Polizei fest.
Am zweiten Abend des Donauinselfestes in Wien, dem 24. Juni, wurde eine 21-Jährige vor einer Bühne von einer Gruppe männlicher Jugendlicher eingekreist und bedrängt. Dabei soll ein 18-jähriger afghanischer Asylbewerber die junge Frau an den Brüsten und im Intimbereich begrapscht haben. Die 21-Jährige konnte sich vorerst losreißen und flüchten. Der 18-Jährige verfolgte sie, zerrte sie in ein Gebüsch und setzte sich auf die Frau. Dabei wurde er von Polizisten in Zivil beobachtet. Sie zerrten den Burschen von seinem Opfer weg und nahmen ihn fest. Für Entrüstung in sozialen Netzwerken sorgte allerdings, dass der Afghane am Sonntagabend mit einer Anzeige wegen versuchter Vergewaltigung auf freien Fuß gesetzt wurde. Die Staatsanwaltschaft Wien reagierte „blitzartig“. Noch am Montag, und damit gerade einmal zwei Tage nach dem inkriminierten Geschehen, wurde gegen den 18-Jährigen eine Anklage wegen versuchter Vergewaltigung eingebracht.
Laut Kriminalstatistik ist die Zahl der Anzeigen wegen Sexualdelikten von 2015 (3604) auf 2016 (4650) deutlich gestiegen.