Kein Platz im Spital: Schwangere wurden abgewiesen
Eine Salzburgerin war kurz vor den Presswehen, als sie in ein anderes Krankenhaus sollte. Salzburgs Geburtenstation ist überfüllt.
Im Juli feiert Manuelas jüngerer Sohn seinen ersten Geburtstag. An die Geburt im vergangenen Jahr denkt die 33-Jährige, die ihren vollen Namen nicht nennen will, mit gemischten Gefühlen zurück. Sie habe bereits damit gerechnet, dass es recht flott gehen würde, sagt sie. „Mein erster Sohn hatte es auch eilig.“
Nach dem Blasensprung fuhr sie mit der Rettung ins Spital. Sie hatte bereits starke Wehen. „Als mich die Rettungsleute aus dem Krankenwagen brachten, wurden sie von Hebamme und Arzt zurechtgeweisen. ,Was macht ihr hier‘, haben die gesagt. ,Wir haben Aufnahmestopp.‘“Sie erfuhr schließlich, dass die Rettung eigentlich ins Spital nach Hallein hätte fahren sollen. Dort sei aber auf der Wochenbettstation auch kein Platz, soll dann eine Schwester gesagt haben. „Zwischen den heftigen Wehen versuchte ich den Leuten klarzumachen, dass ich nirgendwo hinfahren will. Ich spürte bereits, dass es gleich so weit sein würde.“
Trotzdem wurde die Salzburgerin gefragt, ob sie denn nicht in das Diakonissen-Spital fahren könne. Sie habe ja immerhin eine Zusatzversicherung. „Ich habe mich aber geweigert und schließlich haben sie mich aufgenommen. Allerdings unter dem Hinweis, dass ich in einem anderen Zimmer liegen würde als mein Kind.“In die Liege des Kreißsaals schaffte es die Frau schließlich nicht mehr, so eilig hatte es ihr Sohn. „Hätte ich dem Transport zugestimmt, das Baby wäre bestimmt im Krankenwagen gekommen“, berichtet die Frau.
Es war nicht das erste Mal, dass das Salzburger Landeskrankenhaus wegen der Überlastung der Geburtenstation Gebärende in andere Spitäler schickt. Ein Fall einer abgewiesenen Frau wird derzeit von der Beschwerdestelle bearbeitet. Eine Salzburger Frauenärztin berichtet zudem, dass eine ihrer Patientinnen am Tag nach der Geburt gefragt wurde, ob man sie nicht nach Hallein überstellen könne. Der Platz auf der Salzburger Wochenbettstation würde dringend benötigt.
„Meine Patientin hat das abgelehnt. Die Frau wollte nach einer reibungslosen Geburt möglichst schnell nach Hause und nicht in ein anderes Spital.“Die Frauen- ärztin hat Ähnliches bereits von Kollegen gehört. „Ich hielt das für Gerüchte, bis mir meine Patientin von dem Vorfall erzählte.“
Tatsächlich bestätigen auch die Salzburger Landeskliniken, dass man die Kapazitäten im Krankenhaus Hallein nutze, um Engpässe im Salzburger Universitätsklinikum zu überbrücken. „Salzburg und Hallein gehören zu einem Klinikverbund. Und im Krankenhaus in Hallein haben wir noch Luft nach oben, was die Auslastung betrifft“, sagt KlinikGeschäftsführer Paul Sungler.
Die Frauen würden zudem nicht nach Hallein „abgeschoben“. Die Qualität in dem Spital sei gleich hoch wie im Salzburger Landeskrankenhaus. „Wir haben dort einen hervorragenden leitenden Oberarzt. Man kann rund um die Uhr einen Kaiserschnitt machen und ein Inkubator für die Überstellung von Frühgeborenen ist in wenigen Minuten in Hallein.“Die zusätzliche Wegstrecke von 15 Kilometern sei den Patienten zuzumuten, sagt Sungler. „Wir können nicht mehr überall alles rund um die Uhr anbieten.“
Ziel des Spitals sei es allerdings, dass vor allem die Frauen aus dem Tennengau zum Entbinden in das Halleiner Krankenhaus kämen. Die hohe Auslastung der Salzburger Wochenbettstation sei prinzipiell erfreulich, sagt Sungler. Nun wolle man in Hallein die Belegung steigern.
Die Zahl der Geburten in Hallein ging 2o16 entgegen dem Salzburger Trend leicht zurück. 793 Kinder kamen zur Welt, im Vorjahr waren es 813. Im Salzburger Landeskrankenhaus stiegen die Geburten um 8,2 Prozent von 2550 auf 2761. Es sei aber nicht geplant, die Kapazitäten in Salzburg auszubauen, sagt Sungler. „Ich will hier keine vorschnellen Reaktionen. Sollte der Trend aber anhalten, können wir ein zusätzliches Dienstrad bei den Hebammen oder in der Pflege einführen. Die räumlichen Möglichkeiten für eine Erweiterung haben wir.“
Für Manuela nahm die Aufregung vor der Geburt ihres Sohnes noch ein versöhnliches Ende. Ihr Kind kam gesund auf die Welt. Und entgegen der Ankündigung des Spitals war sie im Wochenbett doch nicht von ihrem Neugeborenen getrennt. „Die Mitarbeiter waren wirklich wunderbar. Es hat alles perfekt gepasst.“
„Wir können nicht überall alles rund um die Uhr anbieten.“Paul Sungler, Klinikchef