Schlepper holen die Migranten immer öfter im Internet ab
Soziale Medien werden immer stärker zum Marktplatz im Schleppergeschäft. Vor allem auf Facebook gebe es „ein Riesenspektrum an Dienstleistungen“, sagt Lara Alegria, Expertin für illegale Migration bei Europol. Migranten könnten via Internet alles organisieren, von Unterkünften über Beförderung bis zu falschen Pässen. Über einige Facebook-Konten würden sogar komplette Pakete zur Einwanderung angeboten. Das Europäische Zentrum zur Bekämpfung von Schlepperei bei Europol hat im vergangenen Jahr 1150 verdächtige Accounts in sozialen Medien ausgemacht – ein gravierender Anstieg im Vergleich zum Vorjahr. 2015 wurden lediglich 148 Adressen beobachtet. Auch die Internationale Organisation für Migration (IOM) hat den Wandel registriert. Eine steigende Zahl der Migranten, die in Italien und Griechenland ankommen, sei über soziale Medien und insbesondere über Facebook angeworben worden, heißt es dort. Für die Schlepper sind soziale Medien in mehrfacher Hinsicht praktisch. Was dort steht, ist weltweit zu lesen, doch der Anbieter kann anonym bleiben. Zudem kostet es in der Regel nichts, die eigenen Angebote einzustellen. Die Benutzerkonten werden angelegt und verschwinden innerhalb von wenigen Tagen, sobald sie ihren Zweck erfüllt haben, so Eugenio Ambrosi, IOM-Regionaldirektor für die EU, Norwegen und die Schweiz. Daher sei es für Ermittler kaum möglich auszuforschen, wer hinter den Profilen und Konten stecke. Einige Erfolge konnte die Polizei dank grenzübergreifender Zusammenarbeit erzielen. Im Juli 2016 wurden verdächtige Konten in sozialen Netzwerken überwacht und Berichte für die EU-Länder erstellt. Als Resultat flog ein Ring türkischer Menschenschmuggler auf. Zwölf Migranten wurden an Bord eines Frachters mit Kurs auf Slowenien gestoppt. Facebook will zudem Angebote von Schleppern löschen, sobald sie gemeldet werden.