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Jetzt soll ich mir Brot auf einmal selber backen. Dabei hatte ich mich schon so an die sogenannte Bäckerei im Supermarkt gewöhnt.
Jeder ist daheim. Irgendwo. Und mancher isst auch daheim. Ich zum Beispiel esse dort sehr gern Brot. Da bin ich aus Kindheitstagen geprägt. Bei der Verwandtschaft mit Bauernhof gab’s oft frisches, selbst gebackenes Brot. Dazu noch Butter und Marmelade aus – wie man heute sagen würde – Eigenproduktion. Alles wurde zentimeterdick serviert. Das war alles unproblematisch. Jetzt aber heißt es da und dort über das Brot, dass es gar nicht so gut oder gesund sei. Irgendwann schnappte ich sogar das Wort „AntiWeizen-Welle“auf. Und der Mensch soll sich innerkörperlich ja mit der Verarbeitung von Getreide schwertun. Kann sein. Ich weiß aber, wie herrlich es schmeckt, in ein noch warmes Brotscherzerl zu beißen. Und dieser Duft in Bäckereien! Ich höre also nicht hin, wenn mir das schlechtgeredet wird. Lebensmittel-Bashing ist außerdem nur eine Mode. Einmal ist es die Wurst, dann ist es das Brot und irgendwann sind es wieder Ausländer. Irgendwann werden es der Salat und Bananen und die Nachdenklichen sein. So ist das in der Diktatur der Quoten und Studienergebnisse, aus denen dann Marketingstrategien gemacht werden.
Jetzt wirbt ein Supermarkt mit einem großen Plakat. „Back daheim“, steht darauf. Ich bin bereit, mich auf solche Supermarkt-Hinweise einzulassen. Das ist bequem. Man macht mich aufmerksam auf etwas, von dem ich gar nicht wusste, dass ich es haben will, das ich dann aber billig bekomme. Der Kapitalismus wird ja oft verteufelt. Aber er funktioniert. Das kann man von anderen Gesellschaftsprogrammen nicht so einfach sagen. Mit der „Back daheim“-Verkaufsidee habe ich trotzdem Probleme. Und ich fürchte, das geht auch anderen so. „Back daheim“bedeutet eine deutliche Abkehr von dem, was uns die Lebensmittelindustrie in den vergangenen Jahrzehnten antrainiert hat. Wieso sollte ich noch irgendetwas daheim machen, wenn der Supermarkt doch alles fix und fertig und immer parat hat? Im Supermarkt gibt’s so viele verschiedene Sorten von Weckerln, dass man wochenlang frühstücken kann, ohne je das Gleiche zu essen. Sogar aus einem Industrieteig werden im Supermarkt alle paar Stunden frische Semmerl aufgebacken. Und jetzt soll ich das selbst machen, bloß weil „Daheim“und „Heimat“wieder in Mode sind? Die Backanleitung für daheim passt gut in die Heimat-ist-superund Zurück-zur-Quelle-Programme, die uns seit Jahren in Hochglanzmagazin eine heile Welt versprechen. Damit es so bleibt, backe ich lieber nicht daheim, sonst schaut’s in der Küche so aus.