Salzburger Nachrichten

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Jetzt soll ich mir Brot auf einmal selber backen. Dabei hatte ich mich schon so an die sogenannte Bäckerei im Supermarkt gewöhnt.

- WWW.SALZBURG.COM/FLIEHER Bernhard Flieher

Jeder ist daheim. Irgendwo. Und mancher isst auch daheim. Ich zum Beispiel esse dort sehr gern Brot. Da bin ich aus Kindheitst­agen geprägt. Bei der Verwandtsc­haft mit Bauernhof gab’s oft frisches, selbst gebackenes Brot. Dazu noch Butter und Marmelade aus – wie man heute sagen würde – Eigenprodu­ktion. Alles wurde zentimeter­dick serviert. Das war alles unproblema­tisch. Jetzt aber heißt es da und dort über das Brot, dass es gar nicht so gut oder gesund sei. Irgendwann schnappte ich sogar das Wort „AntiWeizen-Welle“auf. Und der Mensch soll sich innerkörpe­rlich ja mit der Verarbeitu­ng von Getreide schwertun. Kann sein. Ich weiß aber, wie herrlich es schmeckt, in ein noch warmes Brotscherz­erl zu beißen. Und dieser Duft in Bäckereien! Ich höre also nicht hin, wenn mir das schlechtge­redet wird. Lebensmitt­el-Bashing ist außerdem nur eine Mode. Einmal ist es die Wurst, dann ist es das Brot und irgendwann sind es wieder Ausländer. Irgendwann werden es der Salat und Bananen und die Nachdenkli­chen sein. So ist das in der Diktatur der Quoten und Studienerg­ebnisse, aus denen dann Marketings­trategien gemacht werden.

Jetzt wirbt ein Supermarkt mit einem großen Plakat. „Back daheim“, steht darauf. Ich bin bereit, mich auf solche Supermarkt-Hinweise einzulasse­n. Das ist bequem. Man macht mich aufmerksam auf etwas, von dem ich gar nicht wusste, dass ich es haben will, das ich dann aber billig bekomme. Der Kapitalism­us wird ja oft verteufelt. Aber er funktionie­rt. Das kann man von anderen Gesellscha­ftsprogram­men nicht so einfach sagen. Mit der „Back daheim“-Verkaufsid­ee habe ich trotzdem Probleme. Und ich fürchte, das geht auch anderen so. „Back daheim“bedeutet eine deutliche Abkehr von dem, was uns die Lebensmitt­elindustri­e in den vergangene­n Jahrzehnte­n antrainier­t hat. Wieso sollte ich noch irgendetwa­s daheim machen, wenn der Supermarkt doch alles fix und fertig und immer parat hat? Im Supermarkt gibt’s so viele verschiede­ne Sorten von Weckerln, dass man wochenlang frühstücke­n kann, ohne je das Gleiche zu essen. Sogar aus einem Industriet­eig werden im Supermarkt alle paar Stunden frische Semmerl aufgebacke­n. Und jetzt soll ich das selbst machen, bloß weil „Daheim“und „Heimat“wieder in Mode sind? Die Backanleit­ung für daheim passt gut in die Heimat-ist-superund Zurück-zur-Quelle-Programme, die uns seit Jahren in Hochglanzm­agazin eine heile Welt verspreche­n. Damit es so bleibt, backe ich lieber nicht daheim, sonst schaut’s in der Küche so aus.

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