„Magischer“Federer krönt sein Comeback
Unerwartet klar marschierte Roger Federer zu seinem achten Rekord-Triumph in Wimbledon. Tränen gab es auch bei Finalgegner Marin Cilic.
Um 15.51 Uhr Ortszeit in London, viel früher, als es wohl auch seine größten Fans erwarten konnten, war es amtlich: Roger Federer, der das Tennis geprägt hat wie kein anderer, ist seit Sonntag der Rekordsieger in Wimbledon. Seinen achten Triumph in seinem „Wohnzimmer“machte der Schweizer in nur 1:41 Stunden perfekt. 6:3, 6:1, 6:4 war gegen einen angeschlagenen Marin Cilic eine Demonstration der Extraklasse, mit der er ohne Satzverlust und fünf Jahre nach seinem letzten Triumph an der Church Road begeistern konnte.
Nach dem Matchball gab es keinen überschwänglichen Jubel, als er wieder auf der Bank Platz genommen hatte, konnte aber auch der nun 19-fache Grand-Slam-Champion seine Freudentränen nicht unterdrücken. „Ich habe es seit 2012 immer wieder probiert. Dann kam das vergangene schwierige Jahr. Es war ein sehr langer Weg. Aber ich habe immer daran geglaubt und jetzt stehe ich hier und es ist magisch, fast ein bisschen zu viel für mich“, sagte Federer, der mit fast 36 Jahren nach sechsmonatiger Verletzungspause ein nicht für möglich gehaltenes Comeback vollendete.
Im Gegensatz zum epischen Australian-Open-Finale gegen Rafael Nadal war das Endspiel gegen Cilic einseitig. Nur in den ersten vier Games hatte man das Gefühl, als könnte Cilic dem „Rasen-König“den großen Coup streitig machen. Mit dem Break zum 3:2 marschierte Federer aber vornweg und ließ gegen den fehlerhaften Kroaten keine Zweifel aufkommen, wer die prestigeträchtigste Trophäe im Tennis in Händen halten wird. Dramatik kam nur auf, als Cilic bei 3:0 im zweiten Satz beim Seitenwechsel in Tränen ausbrach. Obwohl er keine augenscheinlichen Probleme hatte, ließ er sich dann bei 3:6, 1:6 – da war erst eine Stunde gespielt – am linken Fuß behandeln. „Ich habe noch nie aufgegeben und trotzdem alles gegeben“, erklärte Cilic. Manchmal sei das Tennis leider grausam, sagte Federer in Richtung Cilic.
Federer selbst kündigte weitere Auftritte im Tennis-Mekka an. „Wenn es so läuft, werde ich noch ein paar Jahre hierher kommen. Auf jeden Fall aber nächstes Jahr.“Nur acht unerzwungene Fehler waren ihm unterlaufen, nur einen Breakball musste er abwehren. Etwas ungläubig musste Federer wohl auch ob seiner Dominanz den Kopf schütteln. „Dieser Titel ist für uns“, sagte er mit einem Blick in seine Box, in der erstmals seine dreijährigen Zwillingssöhne Platz nahmen. „Sie haben keine Ahnung, was hier vor sich geht. Sie denken wohl, das ist ein schöner Spielplatz.“Auf dem ihr Vater nun (wieder) Tennisgeschichte geschrieben hat.