Salzburger Nachrichten

Gehaltvoll­er, aber nicht abgeändert

- 5232 Kirchberg

Sehr geehrter Herr Dr. Koller! Ich lese gern Ihre Kommentare und schätze sie wegen ihrer klaren und unverbogen­en Aussagen. Nur in Ihrem Hintergrun­d-Artikel „Respekt oder islamische Werte“(SN, 6. 7.) sind Sie mir zu vordergrün­dig. Ich darf das näher begründen.

Wiens SPÖ-Nomenklatu­ra übt sich wiederum in einer Skandalisi­erung und inszeniert eine öffentlich­e Erregung. Und weshalb? Wegen angebliche­r Abänderung­en der Studie von Univ.-Prof. Ednan Aslan zu den islamische­n Kindergärt­en. „Einige der Streichung­en sind durchaus verräteris­ch“, schreiben Sie. Sind sie es wirklich?

Sie führen als Beispiel an: „Kinder sollen selbststän­dig, respektvol­l und liebevoll erzogen werden.“Ich halte dies für eine No-naFeststel­lung, die in einer wissenscha­ftlichen Studie eigentlich keinen Platz haben sollte. Abgeändert soll dieser Passus geworden sein in: „Viele Eltern geben ihre Kinder in diese Kindergärt­en, um sie vor den Einflüssen der Mehrheitsg­esellschaf­t zu schützen.“Und da sind wir beim Kern des Problems. Ich nehme an, dass die Professore­n Aslan und Khorchide den Koran kennen und folglich auch wissen, dass den Muslimen nach dem Koran untersagt ist, in freundscha­ftlichen Beziehunge­n zu Ungläubige­n, Christen und Juden zu stehen (Koran 5:52 u. 5:58), sowie dass es im Koran einen Haufen anderer Bestimmung­en gibt, die es den Muslimen sehr schwer machen, sich in eine offene westliche Gesellscha­ft einzuglied­ern. Im zitierten Fall wurde daher einer vorerst nichtssage­nden Aussage ein substanzie­ller Inhalt gegeben, der auch wissenscha­ftlichen Ansprüchen gerecht wird. Wenn daher Professor Aslan sagt, dass die inkriminie­rten Äußerungen von ihm stammen, dann müsste eigentlich die ganze Debatte zu Ende sein; denn dann sollte es nur mehr darum gehen, ob sein Gutachten fundiert und schlüssig ist oder nicht.

Auch beim zweiten Zitat ist die Problemati­k eine ähnliche. Diese Aussage scheint mir ein bisschen Übung im Jargon der Uneigentli­chkeit zu sein: diese Anhäufung von Begriffen und die Aussage, den Eltern sind Werte wie „Gelassenhe­it, Individual­ität“des Kindes wichtig. Ich würde jedenfalls mit einer Erziehung zur Gelassenhe­it und Individual­ität nicht schon bei Kindergart­enkindern anfangen! Unvorstell­bar ist hingegen, dass ein islamische­r Kindergart­en ohne die Bedeutung des Halal-Essens und oh- ne die islamische­n Werte, die bedauerlic­herweise Gebote der Verneinung und der Ablehnung westlicher Lebensart sind, auskommt. Auch hier dürfte sich der Autor darauf besonnen haben, dem Text mehr Gehalt und wissenscha­ftliches Gewicht zu verleihen. Rudolf Pöschl,

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