Gehaltvoller, aber nicht abgeändert
Sehr geehrter Herr Dr. Koller! Ich lese gern Ihre Kommentare und schätze sie wegen ihrer klaren und unverbogenen Aussagen. Nur in Ihrem Hintergrund-Artikel „Respekt oder islamische Werte“(SN, 6. 7.) sind Sie mir zu vordergründig. Ich darf das näher begründen.
Wiens SPÖ-Nomenklatura übt sich wiederum in einer Skandalisierung und inszeniert eine öffentliche Erregung. Und weshalb? Wegen angeblicher Abänderungen der Studie von Univ.-Prof. Ednan Aslan zu den islamischen Kindergärten. „Einige der Streichungen sind durchaus verräterisch“, schreiben Sie. Sind sie es wirklich?
Sie führen als Beispiel an: „Kinder sollen selbstständig, respektvoll und liebevoll erzogen werden.“Ich halte dies für eine No-naFeststellung, die in einer wissenschaftlichen Studie eigentlich keinen Platz haben sollte. Abgeändert soll dieser Passus geworden sein in: „Viele Eltern geben ihre Kinder in diese Kindergärten, um sie vor den Einflüssen der Mehrheitsgesellschaft zu schützen.“Und da sind wir beim Kern des Problems. Ich nehme an, dass die Professoren Aslan und Khorchide den Koran kennen und folglich auch wissen, dass den Muslimen nach dem Koran untersagt ist, in freundschaftlichen Beziehungen zu Ungläubigen, Christen und Juden zu stehen (Koran 5:52 u. 5:58), sowie dass es im Koran einen Haufen anderer Bestimmungen gibt, die es den Muslimen sehr schwer machen, sich in eine offene westliche Gesellschaft einzugliedern. Im zitierten Fall wurde daher einer vorerst nichtssagenden Aussage ein substanzieller Inhalt gegeben, der auch wissenschaftlichen Ansprüchen gerecht wird. Wenn daher Professor Aslan sagt, dass die inkriminierten Äußerungen von ihm stammen, dann müsste eigentlich die ganze Debatte zu Ende sein; denn dann sollte es nur mehr darum gehen, ob sein Gutachten fundiert und schlüssig ist oder nicht.
Auch beim zweiten Zitat ist die Problematik eine ähnliche. Diese Aussage scheint mir ein bisschen Übung im Jargon der Uneigentlichkeit zu sein: diese Anhäufung von Begriffen und die Aussage, den Eltern sind Werte wie „Gelassenheit, Individualität“des Kindes wichtig. Ich würde jedenfalls mit einer Erziehung zur Gelassenheit und Individualität nicht schon bei Kindergartenkindern anfangen! Unvorstellbar ist hingegen, dass ein islamischer Kindergarten ohne die Bedeutung des Halal-Essens und oh- ne die islamischen Werte, die bedauerlicherweise Gebote der Verneinung und der Ablehnung westlicher Lebensart sind, auskommt. Auch hier dürfte sich der Autor darauf besonnen haben, dem Text mehr Gehalt und wissenschaftliches Gewicht zu verleihen. Rudolf Pöschl,