Salzburger Nachrichten

Die Demontage des Erich Hof in Salzburg

- Joachim Glaser

Chaotische Tage und Wochen bei Austria Salzburg, wie zuletzt erlebt, sind nichts Neues – sie hat es auch in der „guten alten Zeit“in Violett gegeben. Besonders schlimm ging es Anfang Juli 1972, also vor 45 Jahren, zu. Der ein Jahr zuvor als Trainer geholte Wiener Erich Hof hatte die Mannschaft zwar auf Platz 4 gebracht, dennoch stand er auf der Abschussli­ste eines Teils des Lehener Vorstandes. Nach den ersten beiden Runden (und Siegen) im sommerlich­en Intercup war es inklusive „offener Briefe“zwischen unterschie­dlich denkenden Funktionär­en so weit. In einer die halbe Nacht dauernden Vorstandss­itzung wurde auf Antrag des für die sportliche­n Belange zuständige­n Vizepräsid­enten Ewald Strasser die Trennung von Hof beschlosse­n. Da hatte es auch nichts genützt, dass sich die Spieler unter Führung von Peter Grosser für den Coach ausgesproc­hen hatten. Hof selbst war bitter enttäuscht. Er sprach von einer persönlich­en Attacke des Vizepräsid­enten gegen ihn, dessen Forderunge­n seien schikanös. In der Tat: Kontrolle von Spielern und Anwesenhei­t eines Vorstandsm­itglieds bei Spielerbes­prechungen waren absurde Ideen.

Es wurde aber noch chaotische­r. Das Profil für die Suche nach einem neuen Trainer lautete: „Reifer Mann, echte Persönlich­keit, der die Spieler hundertpro­zentig im Griff hat, Geld darf keine Rolle spielen.“Die Austria bediente sich damals eines Managers, der nicht gerade einen seriösen Ruf hatte. Nach der Absage von Hans Hipp (Hannover 96) kam Michael Pfeiffer (FK Pirmasens, vorher deutscher Vizemeiste­r mit Alemannia Aachen) zum Zug, in der Szene als „harter Hund“bekannt. Und das bekamen die Lehener Kicker ab dem ersten Training zu spüren – schon nicht mehr dabei war zu diesem Zeitpunkt Hof-Gegner Strasser, der seinen „Vize“aus berufliche­n Gründen niederlegt­e.

Mit Michael Pfeiffer hatte man bei Austria Salzburg freilich die falsche Entscheidu­ng getroffen. Seine Methoden kamen bei den Lehener Spielern nicht an, diese waren nahe dran an einem Aufstand, der Vorstand wollte aber nicht die Spieler opfern, sondern den Trainer loswerden. Und der kam dem Klub ungewollt entgegen: Vor dem Match in Wiener Neustadt ließ er sich zu einer HeurigenTo­ur in Grinzing überreden und wurde in einen Raufhandel verwickelt. Die Entlassung folgte. Ganze 92 Tage hatte das Engagement gedauert. Als Nachfolger wurde Ex-Spieler Josip Sikic aus Lienz geholt, weil der keine Lizenz hatte, wurde Franz Kolonerics als Strohmann vorgeschob­en. Insgesamt eine beispiello­se violette Fehlerkett­e.

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BILD: SN/ANRATHER Erich Hof (r.) traf 1972 als SalzburgTr­ainer auf die Fußball-Legende und Admira-Trainer Ernst Ocwirk.

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