Salzburger Nachrichten

Grüne wollen Neustart nach dem Pilz-Schock

Lunacek möchte Asylanträg­e in den Botschafte­n zulassen. Pilz träumt schon davon, bei der Wahl die Grünen zu überholen.

- Pur

Während Peter Pilz weiterhin eifrig an seiner Wahlliste bastelt, versuchen die krisengesc­hüttelten Grünen einen Neustart. „Wir brauchen Mut und Kraft für den Wahlkampf“, appelliert­e Spitzenkan­didatin Ulrike Lunacek am Dienstag an die Partei. Bei einer Gremiensit­zung in Wien entwarf sie in Grundzügen das Wahlprogra­mm der Grünen. Die Hauptpunkt­e sind:

Eine Erbschafts- und Schenkungs­steuer ab 500.000 Euro; gesetzlich­e Obergrenze­n für Mieten; 1750 Euro Mindestloh­n; der Ausstieg aus Öl und Gas; weiteres Eintreten gegen CETA.

Zum „Hauptthema des Wahlkampfs“– ein konkretere­s Wort wählte Lunacek nicht – präsentier­te sie einen „Masterplan“. Demnach sollen für Flüchtling­e legale Zugänge zum Asylverfah­ren geschaffen werden, indem Asylanträg­e in den österreich­ischen und den EU-Botschafte­n im Ausland gestellt werden können. Diese Möglichkei­t war im Jahr 2001 wegen des zu großen Andrangs abgeschaff­t worden. Lunacek sieht darin das beste Mittel gegen das Ertrinken im Mittelmeer und eine Möglichkei­t, die Kosten für den Grenzschut­z wie für Frontex einzuspare­n. Weiters rief sie dazu auf, die Fluchtursa­chen zu be- kämpfen, indem die Entwicklun­gshilfe angehoben, der Waffenexpo­rt in kriegsführ­ende Länder verboten und für gerechtere­n Welthandel gesorgt wird. Grundsätzl­ich sprach sich die grüne Spitzenkan­didatin für mehr Sachlichke­it und gegen Populismus aus, was als Spitze gegen den von ihr nicht erwähnten Peter Pilz zu werten ist, der den Grünen ja einen linkspopul­istischen Kurs empfohlen hatte.

Mit den Planungen für seine eigene Liste dürfte Pilz schon recht weit sein. In einem Interview äußerte er bereits das Wahlziel, die Grünen und auch die Neos zu überholen. Zurzeit ist er eigenen Angaben nach dabei, mögliche Kandidaten zu finden, die mit ihm antreten. Noch offen ist, wo Pilz die zwei Abgeordnet­en-Unterschri­ften hernimmt, die er zusätzlich zu seiner eigenen braucht, um kandidiere­n zu können. Einige scheidende Grün-Abgeordnet­e, die dafür genannt worden waren, haben mittlerwei­le abgewinkt – möglicherw­eise auf Druck der Partei.

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BILD: SN/APA Ulrike Lunacek, grüne Spitzenkan­didatin, fordert Sachlichke­it.

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