Ein Orden für beharrliches Sitzen in unbequemen Sesseln
Die Sehnsucht nach Orden und das Große Goldene Ehrenzeichen mit dem Stern für FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache.
Der Klubobmann der Freiheitlichen hat jetzt einen Orden bekommen. Passt ja ganz gut zu dem Mann, der sich seit Kurzem das Image des seriösen Politikers angezogen hat, mit passender Brille, Anzug und Krawatte. Bemerkenswert an dem Vorgang ist vor allem, dass der Ministerrat Strache den Orden bereits vor mehr als fünf Jahren zuerkannt hat. Trotzdem brauchte es einen Amtswechsel in der Hofburg, ehe sich ein Bundespräsident fand, der das entsprechende Verleihungsdekret unterschreiben wollte. Das spricht für den neuen Bundespräsidenten, nicht für die Praxis der Ordensvergabe.
Nun ist der Vorgang – abgesehen von der Weigerung des früheren Bundespräsidenten – nicht ungewöhnlich. Denn es ist einfach üblich, dass Politiker, die eine gewisse Zeit im Parlament gedient haben, einen Orden erhalten. Ein Blick in die Bestimmungen darüber, wer welchen Orden erhält, ist aufschlussreich. Noch viel aufschlussreicher ist aber, wofür man einen Orden bekommt. Da scheint es so zu sein, dass echte außergewöhnliche Leistungen weit weniger geschätzt werden als die Tatsache, dass jemand ein Amt innehat und ein gutes Sitzfleisch hat. Abgeordnete erhalten das Große Goldene Ehrenzeichen mit Stern nach zehn Jahren braven Sitzens im Nationalrat.
Nun sagt das ja noch nichts über die Leistung des Politikers aus, nichts darüber, ob er brav in seinem unbequemen Sessel gesessen ist oder in jeder Sitzung mit einer flammenden Rede die Werte der Republik hochgehalten und deren Zustand verbessert hat.
Das erinnert an eine Ordensverleihung, an der teilzunehmen ich einst das Missvergnügen hatte. Da wurde viel Gold und Silber am Band und ohne, mit Stern und ohne an diverse Hofräte, Amtsräte, Beamte, Professoren und dergleichen mehr verliehen. Zu jedem mit Orden Beliehenen gab es eine kurze Laudatio. Und da schwoll dem Beobachter die Zornesader.
Denn bei all den goldenen und silbernen, besternten und mit Bändern versehenen Ehrenzeichen war kaum die Rede von außergewöhnlicher Leistung weit über das Notwendige und Selbstverständliche hinaus. Man hatte den Eindruck, da werde geehrt, wer sich gerade nicht beim Büroschlaf hatte erwischen lassen.
Zum Schluss, ganz zum Schluss aber gab es die bronzene Lebensrettermedaille für Feuerwehrmänner, die unter Einsatz des eigenen Lebens Menschen aus reißenden Flüssen oder brennenden Häusern gerettet hatten. Die Lehre daraus ist erschütternd. Wenn einer tut, wofür er ohnehin bezahlt wird, ohne Risiko für seine Gesundheit, für seine Karriere oder sein Wohlbefinden, dann ehrt ihn die Republik mit Gold und Silber. Wer die eigene Haut riskiert, das Außergewöhnliche tut, der bekommt das Äquivalent eines freundlichen Händedrucks.