Online-Handel boomt nur in wenigen Sparten
Die Wachstumsraten sind hoch, aber auf einige Produktgruppen beschränkt – dort laufen gut zwei Drittel des Online-Handelsumsatzes.
WIEN. Das Geschäft im Internet mache nicht nur dem stationären Handel Konkurrenz, sondern erlange zunehmend im Dienstleistungsbereich eine größere Bedeutung. Das zeigt das erste Branchenradar des Beratungsunternehmens Kreutzer Fischer & Partner, in dem Einkäufe in Distanzhandel (E-Commerce, Versandhandel, Lieferdienste) sowie Online-Beschaffungen von Dienstleistungen (von Eintrittskarten über Hotels und Flüge bis zu Glücksspiel) erfasst sind.
In der am Dienstag veröffentlichten Analyse beziffert der Berater die privaten Ausgaben der österreichischen Haushalte im Vorjahr im Online-Geschäft mit rund 7,4 Milliarden Euro. Das sind knapp elf Prozent des gesamten Einzelhandelsumsatzes, der laut Wirtschaftskammer in Österreich im Vorjahr rund 68 Mrd. Euro betrug. Eine ähnliche Größenordnung (zwölf Prozent) erhob auch der Berater RegioData.
Davon seien aber „nur“4,2 Mrd. Euro direkt dem herkömmlichen Einzelhandel abgeknabbert worden. Der große Rest von rund 3,2 Mrd. Euro entfalle nämlich bereits auf Dienstleistungen, betonte Firmenchef Andreas Kreutzer. Bei Pauschalreisen betrage der Online-Anteil aber erst sechs Prozent.
Das deckt sich nicht ganz mit den Zahlen der Wirtschaftskammer: Sie gab 2016 im Einzelhandel 3,4 Milliarden Euro Umsatz für die österreichischen Online-Anbieter an. Ebenfalls gut drei Milliarden Euro werden als Umsätze für die ausländischen Anbieter wie Amazon oder Zalando angegeben, bei Online-Bestellungen fließt also die Hälfte des Umsatzes ins Ausland.
„Das Online-Geschäft funktioniert da, wo das Einkaufserlebnis nicht so zählt“, sagt Kreutzer. Er spricht diesbezüglich sogar von einem Versagen des stationären Handels, denn die Online-Anbieter punkteten neben dem Preis auch mit Auswahl und Verfügbarkeit. Bei Textilien funktioniere das Geschäftsmodell nur, weil Retoursendungen kostenlos akzeptiert würden. Bekleidung und Schuhe zählten mit einem Anteil von knapp 21 Prozent zu den Handelssparten, in denen online ein großer Umsatz erwirtschaftet werde. Darüber liegen nur noch Bücher und Zeitschriften (21,3 Prozent) sowie Spielwaren (34 Prozent). Wohl uneinholbar an der Spitze rangieren Erotikartikel, die zu fast 44 Prozent online bestellt werden.
Insgesamt würden allein mit Bekleidung, Schuhen, Büchern, elektronischen Medien sowie Elektrogeräten und Elektronik knapp 70 Prozent des gesamten für den Einzelhandel relevanten Online-Umsatzes erzielt. Das Wachstum werde hier weiter zweistellige Prozentsätze erreichen, erwartet Kreutzer.
„Online funktioniert, wo das Erlebnis nicht zählt“