Grödig macht gegen Verkehr mobil
Eine neue Verkehrsplattform hat fast 600 Unterschriften gesammelt.
GRÖDIG. Siglinde Engels wohnt seit 40 Jahren direkt an der Landesstraße in GrödigFürstenbrunn. Bereits im Jahr 2005 hat sich die Pensionistin Lärmschutzfenster einbauen lassen. „Seit der Einführung der Grenzkontrollen vor zwei Jahren hat der Verkehr nochmals extrem zugelegt. Viele Autofahrer umfahren die Autobahn. Der Lärm ist immer mehr und immer mehr geworden. Und der Bürgermeister vertröstet uns seit Jahren.“
Deshalb hat Engels bei der Landesregierung Lärmmessungen beantragt. Das Ergebnis: Im August 2016 lag der Lärmpegel sowohl untertags als auch nachts fünf Dezibel über dem Grenzwert. Die Einschätzung von Landes-Umweltmediziner Gerd Oberfeld: Die Lage für die Anwohner sei „gesundheitsgefährdend“.
Aber nicht nur Fürstenbrunn kämpft mit der Zunahme des Verkehrs: Auch in Glanegg oder im Ortszentrum ist der Durchzugsverkehr ein heißes Thema. „Es ist eine negative Grundstimmung in Grödig spürbar. Die Leute sind frustriert und geben auf“, sagt Monika Kriechbaum. Sie zählt zu den Betroffenen, aus denen sich im Februar die „Überparteiliche Verkehrsplattform Grödig“gebildet hat.
Das Ziel der Bürgerinitiative ist, bis 2018 gemeinsam mit Gemeinde und Experten ein Verkehrskonzept für Grödig zu erarbeiten. Die Geschwindigkeit soll im Bereich von Volksschule und Kindergarten auf 30 km/h sowie auf der Ortsdurchfahrtsstraße auf 40 km/h beschränkt werden. Fast 600 Unterschriften haben die Bürger binnen weniger Wochen gesammelt. „Das Potenzial ist noch höher. Rund 90 Prozent der Befragten haben eine Unterschrift geleistet“, erzählt Gründungsmitglied Wolfgang Sonntagbauer. 500 Unterschriften, immerhin zehn Prozent der Wahlberechtigten, hat die Bürgerinitiative bereits Mitte Juni an Bürgermeister Richard Hemetsberger übergeben. Doch die Gemeindevertre- tung hat die Anträge der Verkehrsplattform nicht bearbeitet.
Bürgermeister Hemetsberger sagt, der Gemeinde lägen eigene Daten vor. „Wir haben bei der Bezirkshauptmannschaft bereits selbst Geschwindigkeitsbeschränkungen beantragt. Das Verfahren läuft noch.“
Ab heute, Mittwoch, soll ein neues Beschilderungssystem an der Salzburger Alpenstraße eine Erleichterung für Grödig bringen: Die Autofahrer, die den Grenzkontrollen auf der Autobahn ausweichen wollen, sollen nach St. Leonhard und weiter in Richtung Berchtesgaden weitergeleitet werden. Einig sind sich Verkehrsplattform und Gemeinde in der Forderung nach einer Autobahnabfahrt im Ortsteil Eichet. Bis diese komme, werde aber noch einige Zeit vergehen, sagt Hemetsberger. Er setzt auf ein konstruktives Gesprächsklima: „Aktionismus bringt hier gar nichts.“
„Der Lärm wird immer mehr und gefährdet unsere Gesundheit.“