Salzburger Nachrichten

Was Trump verschwieg­en hat

Beim G20-Gipfel in Hamburg kam US-Präsident Donald Trump zu einem zweiten, privaten Treffen mit Kremlchef Wladimir Putin zusammen. Warum erfährt die Öffentlich­keit erst jetzt davon?

- Vertraulic­hes Gespräch: Putin (l.) und Trump in Hamburg.

WASHINGTON. Schon das erste Treffen mit Wladimir Putin beim G20Gipfel in Hamburg sorgte für Stirnrunze­ln. Beide Präsidente­n brachten neben ihren Außenminis­tern, Rex Tillerson und Sergej Lawrow, nur ihre Übersetzer mit. Ungewöhnli­ch für eine solche Begegnung, an der auf US-Seite normalerwe­ise auch der Nationale Sicherheit­sberater und der zuständige Russland-Experte im Nationalen Sicherheit­srat teilnehmen.

Die Begegnung unter acht Augen und ohne Zeugen dauerte vier Mal so lang wie ursprüngli­ch geplant. Was hinter verschloss­enen Türen besprochen wurde, kann außer den Teilnehmer­n niemand wissen. „Ich denke, wir haben uns sehr gut verstanden, und das ist keine schlechte Sache“, erklärte Trump nach seiner Rückkehr in Washington.

Experten spekuliert­en, ob die mehr als zweistündi­ge Begegnung gewöhnlich­e Diplomatie gewesen ist oder der Beginn eines TrumpPutin-Pakts, der zulasten der traditione­llen Allianzen geht.

Das ist der Kontext, der erklärt, warum die Enthüllung eines zweiten, bisher verschwieg­enen Privatgesp­rächs beim Abendessen der Staats- und Regierungs­chefs in der Elbphilhar­monie am selben Tag so hohe Wellen schlägt. Laut dem Präsidente­n der Eurasia-Group, Ian Bremmer, verließ Trump seinen Platz neben Japans Premier Shinzō Abe und setzte sich neben Putin. Die übrigen Teilnehmer des G20Dinners seien „verwundert und erstaunt“gewesen über das Miteinande­r der Präsidente­n. Trump und Putin seien „zu sehen, aber nicht zu hören“gewesen. Laut Bremer dauerte das Privatgesp­räch eine Stunde und wurde mithilfe von Putins Übersetzer geführt.

Die zuerst von der „New York Times“verbreitet­e Nachricht löste widersprüc­hliche Reaktionen des Weißen Hauses und des Präsidente­n selbst aus. Während ein Mitarbeite­r das Gespräch zähneknirs­chend bestätigte, nannte ein anderer den Vorwurf, es versteckt zu haben, „falsch, boshaft und absurd“. Trump nannte die Enthüllung auf Twitter eine „kranke“Geschichte, die von den Fake News verbreitet werde.

Michael McFaul, der langjährig­e US-Botschafte­r in Moskau, betrachtet wie andere Experten die Abhängigke­it von dem Übersetzer Putins als Sicherheit­sproblem. Putin habe mit dem Gespräch unter vier Augen das bekommen, worauf er hingearbei­tet habe, sagt er. Adam Schiff, der führende Demokrat im Geheimdien­ste-Kontrollau­sschuss des Repräsenta­ntenhauses, nennt die verschwieg­ene Begegnung „tief beunruhige­nd“. Sie sei „nicht in unserem nationalen Interesse“gewesen. Beobachter fragen, warum die Öffentlich­keit erst jetzt und über Umweg von dem Privatgesp­räch erfährt, für das es weder Zeugen noch Erklärunge­n Trumps oder Putins gibt.

 ?? BILD: SN/APA ??
BILD: SN/APA

Newspapers in German

Newspapers from Austria