Donald Trump macht das Weiße Haus zum Bunker
Der US-Präsident fühlt sich verfolgt und ungerecht behandelt. Nun soll einer seiner Getreuesten verantwortlich sein.
Jeff Sessions war einer der ersten und treuesten Trump-Fans. Der stramm konservative Senator aus Alabama unterstützte und begleitete den Wahlkampf Donald Trumps. Er verteidigte den Kandidaten, warb für ihn, ebnete ihm nach Kräften den Weg und wurde schließlich Justizminister.
Nun kanzelte ihn sein Präsident öffentlich ab. In einem Interview mit der „New York Times“bedauerte er, Sessions in sein Kabinett geholt zu haben. Denn der Minister, so der Vorwurf, habe sich in der Russland-Affäre für befangen erklärt, anstatt ihn, Trump, vor dem FBI zu schützen. Nun habe er sogar Sonderermittler Robert Mueller am Hals.
Also: Hätte Donald Trump gewusst, dass Jeff Sessions so rechtschaffen ist, hätte er ihn nie zum Minister bestellt. So viel zum Verhältnis nicht eines Mafiabosses, sondern des US-Präsidenten zur Unabhängigkeit der Justiz und Gleichheit vor dem Gesetz.
So wenig Trump in den ersten sechs Monaten seiner Amtszeit von seinen Wahlversprechen umsetzen konnte, so sehr erscheinen die USA mittlerweile als Zerrbild ihrer selbst – als Vereinigte Amerikanische Emirate sozusagen: Menschenrechte, Demokratie, Transparenz, Offenheit, Umwelt eher nein. Autoritäres Gehabe, Ölreichtum, Prunk, Familienclan und das Verschwimmen von öffentlichen und privaten Interessen eher ja. Logisch, dass Donald Trump dem vom Justizministerium eingesetzten Sonderermittler drohte: Sollte er sich mit den Finanzen des Clans befassen, sei eine rote Linie überschritten. Tatsächlich hat Robert Mueller, ein ehemaliger FBI-Chef, bereits Experten für Geldwäsche und Wirtschaftskriminalität in sein Team geholt. Es geht um verdächtige Geldströme zwischen Trumps Firmen und Russland.
Überhaupt Russland. Nächste Woche müssen Trump jun. und Schwiegersohn Jared Kushner in der Causa vor dem Kongress aussagen. Immerhin war der Herr Sohn, wie er selbst mitteilte, begeistert von der Aussicht, im Wahlkampf belastendes Material über Hillary Clinton vom Kreml geliefert zu bekommen, und hat gleich auch Kushner zum Termin mitgenommen. Ob Moskau geliefert hat oder nicht, ist noch ungeklärt.
Der Verdacht, der US-Präsident und seine Familie pflegen eine gelinde gesagt besondere, jedenfalls aber geheime Beziehung zur feindlichen Macht Russland, wird immer konkreter. Der Verdacht, dass Trump beeinflussbar, vielleicht sogar erpressbar ist, auch. Der Präsident selbst heuert Rechtsanwälte an und bunkert sich ein. Politik sieht anders aus.