Mühlviertler Leinen wird zum Weltkulturerbe
HASLACH. Die Leinenkultur wird im Textilen Zentrum Haslach im Mühlviertel so vorbildlich gepflegt, dass dies nun als immaterielles Weltkulturerbe gilt. Mit zwei weiteren österreichischen Handwerkshäusern, dem Werkraum Bregenzerwald und dem Hand.Werk.Haus Salzkammergut, ist es ins internationale „UNESCO-Register guter Praxisbeispiele für die Erhaltung des immateriellen Kulturerbes“eingetragen worden. Kulturminister Thomas Drozda (SPÖ) überreichte am Donnerstag in Andelsbuch im Bregenzerwald die Urkunden.
Besser als mit dieser Formalität wird das Haslacher Weltkulturerbe am nächsten Wochenende direkt in der Mühlviertler Gemeinde deutlich: Am 22. und 23. Juli wird der internationale Webereimarkt abgehalten: 110 von einer Jury ausgewählte Textilschaffende aus elf europäischen Ländern zeigen ihre Kreationen. Zudem begleiten zwei neue Sonderausstellungen die ohnehin sehenswerte Haslacher Dauerausstellung mit Mühlviertler Gerätschaften der Weberei.
Der soeben eröffneten Ausstellung „Bleichzeit“von Joachim Eckl ist ein in seiner Schlichtheit faszinierendes Projekt vorangegangen: Auf einer Wiese nahe der derweil verbauten „Bloach“, die früher die Haslacher Bäuerinnen zum Bleichen benutzt haben, wurde drei Wochen lang Leinen aufgelegt, um es mit uralter Methode zu bleichen: der Sonne ausgesetzt und täglich um 12 Uhr Mittag, vor der größten Hitze, bespritzt. „Wichtig ist das Wasser“, erläutert Marianne Kneidinger vom Textilen Zentrum Haslach. Um es genau so zu machen wie einst, sei sogar das Wasser von der Großen Mühl hinaufgetragen und mit Schöpfern und Spritzkübel auf dem Leinen verteilt worden. Die Ergebnisse dieser Bleiche sind nun ausgestellt.
Auch die zweite Haslacher Sommerausstellung, jene im Kirchturm, ist raffiniert: Die deutsche Textilkünstlerin Veronika Moos hat dafür
Im Kirchturm wird die blaue Blume porträtiert
die Samen einer einzigen Flachspflanze an fünf Orte in Europa geschickt und die jeweilige Ernte von jedem Ort zu Faser und Faden verarbeitet. Das Leinen sei dann in Haslach gewebt worden, berichtet Marianne Kneidinger. „Jedes Knäuel war anders“, denn an jedem Ort sei die Pflanze auf anderem Boden und in anderem Klima gewachsen und sei früher oder später geerntet worden. „Die verschiedenen Schattierungen sind wunderschön.“
Um die blau blühende „Kulturpflanze Flachs“zu porträtieren, hat die Künstlerin jede Etage des Turms anders bestückt; ein Raum, zum Beispiel, ist komplett mit Flachshaaren ausgelegt. Ausstellungen: „Von der blauen Blume“bis 20. August; „Bleichzeit“, bis 1. Oktober; Textiles Zentrum Haslach im Mühlviertel. Internationaler Webermarkt: Haslach, 22. Juli 9–18 Uhr, 23. Juli 9–17 Uhr.