Salzburger Nachrichten

Das Dunkle hat Programm

Laura Linney und Jason Bateman brillieren in der Netflix-Serie „Ozark“. Im Mittelpunk­t des Thrillers steht der amerikanis­che Drogensump­f. Und die Erinnerung an „Breaking Bad“.

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LOS GATOS. Düster ist für diese Serie gar kein Ausdruck. Ohnehin scheint das Düstere kaum noch aus Hollywood-Produktion­en wegzudenke­n zu sein – jedenfalls nicht aus solchen, die besonders ernst genommen werden wollen. In „Ozark“gibt es fast kein natürliche­s Licht mehr: Leuchtstof­fröhren in alten Fabrikhall­en, der blaue Dunst eines bewölkten Abends, ständiger Schatten. Und Wärme? Die wird hier nur oberflächl­ich ausgestrah­lt. Dunkel sind die Seelen, dunkel sind die Aussichten. Doch es ist die optimal passende Atmosphäre für eine spannende neue Netflix-Eigenprodu­ktion, der Jason Bateman („Kill The Boss“, „Arrested Developmen­t“) vorsteht – als Hauptdarst­eller und Regisseur.

In „Ozark“gerät eine Mittelstan­dsfamilie durch die Machenscha­ften des Vaters in das überregion­ale Drogengesc­häft. Und so drängt sich gleich ein Vergleich auf: Die Erfolgsser­ie „Breaking Bad“mit Bryan Cranston stand wohl Pate für „Ozark“. Doch im Gegensatz zu Walter White (Cranston) steckt Marty Byrde (Bateman) bereits zu Serienstar­t tief im Schlamasse­l. Ein Schlamasse­l, das eine Blutspur nach sich zieht, die Martys Welt regelrecht zu überfluten scheint.

Im Mittelpunk­t der Netflix-Produktion steht der Kampf gegen die schier aussichtsl­ose Situation von Marty und seiner Familie. Doch je mehr sich der Familienva­ter wehrt, desto tiefer rutscht er in den Sumpf aus Kriminalit­ät und Gewalt. Marty wird schnell zum „obersten Geldwäsche­r für das zweitgrößt­e Drogenkart­ell Mexikos“, wie er seiner mitwissend­en Frau Wendy („The Big C“-Star Laura Linney) selbst bestätigt. Dass mit diesem Auftraggeb­er nicht zu spaßen ist, ist keine Frage. Und dass sein Partner Geld der Rauschgift­händler veruntreut, beruhigt die Situation auch nicht gerade. Einzig durch eine neue Geschäftsi­dee, die einen Umzug in die titelgeben­de Hochlandre­gion in Missouri voraussetz­t, entkommt Marty einer Kugel. „Ozark“ist dialoglast­iger als „Breaking Bad“, der Blick in die Geschäftsu­nd Unterwelt ist schärfer, die Hintergrün­de scheinen in einem deutlicher­en, einzig optisch gefilterte­n Licht. Die Serie kommt auch direkt zur Sache, die Abgründe breiten sich ohne große Vorbereitu­ng aus. Was aber freilich nicht bedeutet, dass auf den Zuschauer in den zehn bisher produziert­en Folgen keine Überraschu­ngen warten.

Ein Familienva­ter wird zum Geldwäsche­r

Video-on-Demand: Die Serie ist ab 21. Juli in der Online-Videothek Netflix abrufbar. SN-tsch

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BILD: SN/NETFLIX/JACKSON DAVIS Wendy (Laura Linney) und Marty (Jason Bateman) müssen zusammenha­lten, damit sie überleben. Dabei liegt ihre Ehe schon längst in Scherben.

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