„Dann sahen wir nur noch Hufe“
Diese Wanderung wird Familie Heier wohl nie vergessen: Mutter Kathrin und Tochter Luisa landeten nach einer Kuhattacke im Ärztezentrum Radstadt. Den Urlaub haben sie sofort abgebrochen.
OBERTAUERN. Kathrin und Marcus Heier aus Zeitz bei Leipzig sind am Mittwoch mit den Töchtern Paula (4) und Luisa (1) auf dem Wanderweg vom Grünwaldkopfsee Richtung Bergstation Grünwaldkopflift unterwegs. Dort stoßen sie auf eine Herde Kühe der Rasse Charolais. Diese weiden auf beiden Seiten des Weges. Nach Auskunft der Wanderer dürfte ein neugeborenes Kalb erschrocken sein – woraufhin mehrere Kühe auf die Familie losgehen. Marcus Heier: „Die Mutterkuh ist auf mich und meine große Tochter zugestürmt. Sie hat uns umgeworfen. Weitere Kühe kamen dazu. Ich wusste nicht, was jetzt passiert, und habe gehofft, dass alles gut ausgeht.“
Ehefrau Kathrin – sie hat die kleine Tochter in einer Trage am Rücken – will die Kühe vertreiben. Das macht aber alles nur noch schlimmer: „Die Tiere verstanden das wohl als Angriff und sind dann über die beiden mehrmals drübergetrampelt. Wir konnten nicht helfen, waren wehrlos. Meine Frau sah nur noch Hufe.“Wenig später beruhigt sich die Situation wieder: Mutter und Kind liegen blutend am Weg. Beide werden im Ärztezentrum Radstadt behandelt. „Es war ein riesiger Schock. So etwas wollen wir nie wieder erleben.“
Die Familie hatte in Neuseß bei Mauterndorf ihr Urlaubsquartier bezogen: „Eigentlich wollten wir bis Samstag bleiben, sind aber dann doch sofort abgereist. Meine Mutter ist Ärztin. Wir haben uns dazu entschieden, um die starke Kopfplatzwunde bei Luisa besser überwachen zu können.“Nach Österreich will die Familie wieder reisen: „Was war, hält uns nicht davon ab, hier wieder Urlaub zu machen. Wir kommen zurück.“
In Obertauern informieren grundsätzlich Tafeln mit entsprechenden Hinweisen über den Umgang mit Weidevieh. Georg Santner, Betriebsleiter der Tauernlift
„Mir ist kein ähnlicher Fall in unserem Gebiet bekannt.“
GmbH: „Im Prinzip handelt es sich hier aber um ein Almgebiet. Es liegt also außerhalb unseres Zuständigkeitsbereichs. Mir ist in unserem Gebiet jedenfalls kein ähnlicher Fall bekannt.“
NAbg. Franz Eßl, Präsident der Landwirtschaftskammer Salzburg: „Bisher gab es Zwischenfällen zwischen Vieh und Wanderern meist, wenn diese mit Hunden unterwegs waren. Wir bemühen uns um Aufklärungsarbeit und werden sie noch intensivieren. Almen sind jedoch in erster Linie Weidegebiete für Tiere – danach muss man sich richten.“