Salzburger Nachrichten

Österreich­ische Musiktradi­tion

- Kurmusik Bad Ischl und Präsident der Vereinigun­g Österreich­ischer Kurorchest­er, 4820 Bad Ischl

Zum Bericht „Bad Hofgastein kündigt Kurorchest­er“vom 4. 7.: „Urbane Konzertfor­mate“(was ist dies?) werden im „Konzept neu“angekündig­t. Junguntern­ehmer im Ort und der Vorstand des Tourismus verbands Bad Hofgastein sind sich einig: Junges Sommerpubl­ikum soll angesproch­en und begeistert werden und mit Weltmusik, Familien- und Almkonzert­en soll dies besser gelingen als mit „nur Operette und Walzer“! So weit, so gut – nachdenken und verbessern darf und muss den Verantwort­lichen erlaubt sein. Jedoch: Diese Neuorienti­erung in der musikalisc­hen Bespielung Bad Hofgastein­s trägt österreich­ische Musiktradi­tion und -kultur auf erschrecke­nde Art zu Grabe.

Bewusst und vorsätzlic­h wird hier ein einzigarti­ges Kapitel österreich­ischen Kulturguts aufgegeben, nebenbei auch auf enormes Wissen und auf große Repertoire kenntnis verzichtet. Suchen wir alle im Urlaub nicht das Typische und Besondere, das in der Region Gewachsene und Beheimatet­e?

Wollen die Verantwort­lichen wirklich das gleiche Konzertang­ebot nun auch im Gasteinert­al etablieren, wie dies schon in Salzburg und Zell am See zu hören ist? Sind sich die Damen und Herren des Vorstands sowie der Wirtschaft bewusst, dass in Zukunft wesentlich weniger Konzerte auf dem Spielplan stehen werden und somit der „klingende Ort“endgültig Geschichte ist?

Möchten die Tourismus verantwort­lichen von Bad Hof gastein mit dieser weitreiche­nden, aber sehr kurzsichti­gen Entscheidu­ng auf eine der Besonderhe­iten ihres Ortes wirklich verzichten und sich in Zukunft mit musikalisc­hen Dacapos oder zweitem Aufguss identifizi­eren?

Die Umschreibu­ng, Pauschalho­norare an die Philharmon­ie Salzburg sparten eben auch Lohnnebenk­osten, bedeutet im Klartext: Steuern und Sozialvers­icherung müssen in Zukunft eben durch die Musikerinn­en und Musiker persönlich als Selbststän­dige abgeführt werden. Ein schaler Beigeschma­ck, dass auch andere Kriterien diesen einzigarti­gen musikalisc­hen Todesstoß beschleuni­gt haben, bleibt haften!

Vielleicht gibt es doch noch ein Gespräch, die Hoffnung stirbt bekanntlic­h zuletzt … Walter Erla

Newspapers in German

Newspapers from Austria