Ein dicker Fleck auf der Landkarte der Ärgernisse
Ideen sind eine super Sache. Und wer eine Idee hat und sie auch noch umsetzt, ist zu bewundern. Ich habe grad keine parat.
Bisweilen kommt der Gedanke daher, dass ich mir – und die Menschen überhaupt – zu viele Gedanken mache. Da kommt dann oft nichts G’scheites heraus. Ich versuche, das zu vermeiden. Oft endet das dann in einer Kolumne wie dieser. Man kann da ja auch einmal aus der Schreibschule plaudern und zugeben, dass nicht einfach alles so aus dem Ärmel geschüttelt daherkommt. Manchmal reicht ein Wort, ein halber Satz – und alles schreibt sich wie von selbst. Das kommt sehr, sehr selten vor. Denn weit öfter schmeißt man ganze Absätze weg, um sich kurz danach darüber zu ärgern, dass man sie tatsächlich gelöscht hat.
Dann wird die Zeit knapp und es beginnt die Suche nach einer Idee: Dann frage ich herum, nerve meine Umgebung, stöbere in anderen Zeitungen nach schönen oder lächerlichen Sätzen und ich werde dabei nicht schlauer. Das ist dumm und anstrengend. Darum bewundere ich wohl auch Menschen, die dauernd Ideen haben und auch etwas daraus machen. Schon der Umstand, dass jemandem eine Idee kommt, ist ja etwas Seltenes, etwas Besonderes. Ich habe wirklich selten Ideen, und noch seltener gute. Aber das macht nichts. Es gibt genug Köpfchen da draußen, in denen Ideen herumschwirren. Und von der Umsetzung profitiere ich dann ja eh. Alles kann man einfach nicht selber machen. Zum Beispiel „Ping if you care!“ist so eine gute Idee. Da können Radfahrer kritische Stellen und schwierige Situationen auf ihrem Weg durch Städte markieren. Das funktioniert per Knopfdruck. Da muss man sich also vor Ort nicht über depperte andere Verkehrsteilnehmer ärgern, ihnen Trinkflaschen nachschmeißen, weil sie einen lebensgefährlich geschnitten haben. Auch der Zorn über den Schilderwahnsinn wird reguliert. Auch Straßenverkehrssituationen, die sonst in keiner Statistik berücksichtigt werden – etwa das Missachten des Vorrangs –, werden erfasst. Aus den Daten erstellte Bike Citizens, das sind die Ideenhaber aus Graz, eine Übersicht. Es entsteht eine Landkarte der Ärgernisse, die dann von Verkehrsplanern abgearbeitet werden können. Ich würde das – gäbe es das nicht nur in Brüssel, sondern auch schon anderswo – sofort verwenden: beim Weg durch den Straßendschungel und freilich auch, wenn ich eine Idee für eine Kolumne brauche.