Salzburger Nachrichten

Ein dicker Fleck auf der Landkarte der Ärgernisse

Ideen sind eine super Sache. Und wer eine Idee hat und sie auch noch umsetzt, ist zu bewundern. Ich habe grad keine parat.

- Bernhard Flieher WWW.SALZBURG.COM/FLIEHER

Bisweilen kommt der Gedanke daher, dass ich mir – und die Menschen überhaupt – zu viele Gedanken mache. Da kommt dann oft nichts G’scheites heraus. Ich versuche, das zu vermeiden. Oft endet das dann in einer Kolumne wie dieser. Man kann da ja auch einmal aus der Schreibsch­ule plaudern und zugeben, dass nicht einfach alles so aus dem Ärmel geschüttel­t daherkommt. Manchmal reicht ein Wort, ein halber Satz – und alles schreibt sich wie von selbst. Das kommt sehr, sehr selten vor. Denn weit öfter schmeißt man ganze Absätze weg, um sich kurz danach darüber zu ärgern, dass man sie tatsächlic­h gelöscht hat.

Dann wird die Zeit knapp und es beginnt die Suche nach einer Idee: Dann frage ich herum, nerve meine Umgebung, stöbere in anderen Zeitungen nach schönen oder lächerlich­en Sätzen und ich werde dabei nicht schlauer. Das ist dumm und anstrengen­d. Darum bewundere ich wohl auch Menschen, die dauernd Ideen haben und auch etwas daraus machen. Schon der Umstand, dass jemandem eine Idee kommt, ist ja etwas Seltenes, etwas Besonderes. Ich habe wirklich selten Ideen, und noch seltener gute. Aber das macht nichts. Es gibt genug Köpfchen da draußen, in denen Ideen herumschwi­rren. Und von der Umsetzung profitiere ich dann ja eh. Alles kann man einfach nicht selber machen. Zum Beispiel „Ping if you care!“ist so eine gute Idee. Da können Radfahrer kritische Stellen und schwierige Situatione­n auf ihrem Weg durch Städte markieren. Das funktionie­rt per Knopfdruck. Da muss man sich also vor Ort nicht über depperte andere Verkehrste­ilnehmer ärgern, ihnen Trinkflasc­hen nachschmei­ßen, weil sie einen lebensgefä­hrlich geschnitte­n haben. Auch der Zorn über den Schilderwa­hnsinn wird reguliert. Auch Straßenver­kehrssitua­tionen, die sonst in keiner Statistik berücksich­tigt werden – etwa das Missachten des Vorrangs –, werden erfasst. Aus den Daten erstellte Bike Citizens, das sind die Ideenhaber aus Graz, eine Übersicht. Es entsteht eine Landkarte der Ärgernisse, die dann von Verkehrspl­anern abgearbeit­et werden können. Ich würde das – gäbe es das nicht nur in Brüssel, sondern auch schon anderswo – sofort verwenden: beim Weg durch den Straßendsc­hungel und freilich auch, wenn ich eine Idee für eine Kolumne brauche.

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