Finalen Schritt in den Raum wagen
Gerold Miller schafft erstmals frei stehende Skulpturen.
Frappierend selbstbewusst steht die knallig bunt lackierte Plastik des deutschen Künstlers Gerold Miller im Raum.
Mit der im vergangenen Jahr begonnenen Werkserie „Verstärker“arbeitet der 1961 geborene Künstler erstmals an frei stehenden Skulpturen und treibt somit die von ihm lang erforschte Räumlichkeit auf die Spitze. Das Fortschreiten ist eine Rückkehr zu den Wurzeln. Denn Miller ist studierter Bildhauer.
Seit Freitag sind die Werke in der Galerie Ruzicska in Salzburg zu sehen. Die Schau ist eine Österreich-Premiere, denn zuvor waren seine jüngsten Arbeiten nur in der Berliner Galerie Mehdi Chouakri ausgestellt, wo parallel in diesem Sommer eine Personale läuft.
Durch unterschiedliche Farbigkeit und Größe variiert der Künstler den Eindruck der dreidimensionalen Objekte. Die Form bleibt dieselbe. Die einfärbigen Versionen in Rot, Schwarz und poliertem Edelstahl wirken dezent, erhaben und gleichzeitig geheimnisvoll. Wie stille Beobachter am Rand einer illustren Runde nehmen sie sich Raum. Die bunt lackierten „Verstärker“sind hingegen die Partygirls der Serie, die den Betrachter direkt anspringen und mit ihm kommunizieren. Kontaktfreudig zeigen sie keinerlei Zurückhaltung, sondern offenbaren vielmehr ein Streben nach Interaktion. Neben den „Verstärkern“zeigt die Schau drei Bilder der 2017 begonnenen Werkserie „Sections“, die erstmals öffentlich ausgestellt sind. Die fünfeckigen Großformate bestehen aus jeweils zwei unterschiedlichen Farbflächen. Ihre Oberflächen sind teils matt, teils hochglänzend poliert. Die unterschiedlichen optischen Eigenschaften interagieren im Wechselspiel.
Um die perfekten Oberflächen zu schaffen, arbeitet Gerold Miller übrigens mit zwei professionellen Lackierern zusammen, die ursprünglich aus der industriellen Fertigung kommen. Der eine ist für die Hochglanzoberflächen zuständig, der andere fertigt exklusiv die matten Flächen der Kunstwerke an. Höchste Präzision ist dabei das erklärte Ziel, denn die Oberflächen und Kanten der Lackierung sind makellos. Mit beiden Werkzyklen bleibt Gerold Miller der monochromen Farbigkeit und eindringlich reduzierten Form treu. Ebenso wird das Prinzip der Variation weiter vom Künstler untersucht. Die Arbeiten sind eine Sehschule für den Betrachter, denn sie erfordern ein aufmerksames und sehr bewusstes Sehen. Die Galerie Ruzicska ist dem in Berlin lebenden Gerold Miller seit 2008 verbunden. „Section+Verstärker“ist seine sechste Einzelausstellung in der Galerie. Ausstellung: