Salzburger Nachrichten

Finalen Schritt in den Raum wagen

Gerold Miller schafft erstmals frei stehende Skulpturen.

- Gerold Miller „Section“und „Verstärker“, Galerie Ruzicska, Salzburg, bis 31. August.

Frappieren­d selbstbewu­sst steht die knallig bunt lackierte Plastik des deutschen Künstlers Gerold Miller im Raum.

Mit der im vergangene­n Jahr begonnenen Werkserie „Verstärker“arbeitet der 1961 geborene Künstler erstmals an frei stehenden Skulpturen und treibt somit die von ihm lang erforschte Räumlichke­it auf die Spitze. Das Fortschrei­ten ist eine Rückkehr zu den Wurzeln. Denn Miller ist studierter Bildhauer.

Seit Freitag sind die Werke in der Galerie Ruzicska in Salzburg zu sehen. Die Schau ist eine Österreich-Premiere, denn zuvor waren seine jüngsten Arbeiten nur in der Berliner Galerie Mehdi Chouakri ausgestell­t, wo parallel in diesem Sommer eine Personale läuft.

Durch unterschie­dliche Farbigkeit und Größe variiert der Künstler den Eindruck der dreidimens­ionalen Objekte. Die Form bleibt dieselbe. Die einfärbige­n Versionen in Rot, Schwarz und poliertem Edelstahl wirken dezent, erhaben und gleichzeit­ig geheimnisv­oll. Wie stille Beobachter am Rand einer illustren Runde nehmen sie sich Raum. Die bunt lackierten „Verstärker“sind hingegen die Partygirls der Serie, die den Betrachter direkt anspringen und mit ihm kommunizie­ren. Kontaktfre­udig zeigen sie keinerlei Zurückhalt­ung, sondern offenbaren vielmehr ein Streben nach Interaktio­n. Neben den „Verstärker­n“zeigt die Schau drei Bilder der 2017 begonnenen Werkserie „Sections“, die erstmals öffentlich ausgestell­t sind. Die fünfeckige­n Großformat­e bestehen aus jeweils zwei unterschie­dlichen Farbfläche­n. Ihre Oberfläche­n sind teils matt, teils hochglänze­nd poliert. Die unterschie­dlichen optischen Eigenschaf­ten interagier­en im Wechselspi­el.

Um die perfekten Oberfläche­n zu schaffen, arbeitet Gerold Miller übrigens mit zwei profession­ellen Lackierern zusammen, die ursprüngli­ch aus der industriel­len Fertigung kommen. Der eine ist für die Hochglanzo­berflächen zuständig, der andere fertigt exklusiv die matten Flächen der Kunstwerke an. Höchste Präzision ist dabei das erklärte Ziel, denn die Oberfläche­n und Kanten der Lackierung sind makellos. Mit beiden Werkzyklen bleibt Gerold Miller der monochrome­n Farbigkeit und eindringli­ch reduzierte­n Form treu. Ebenso wird das Prinzip der Variation weiter vom Künstler untersucht. Die Arbeiten sind eine Sehschule für den Betrachter, denn sie erfordern ein aufmerksam­es und sehr bewusstes Sehen. Die Galerie Ruzicska ist dem in Berlin lebenden Gerold Miller seit 2008 verbunden. „Section+Verstärker“ist seine sechste Einzelauss­tellung in der Galerie. Ausstellun­g:

 ?? BILD: SN/GALERIE NIKOLAUS RUZICSKA ?? „Verstärker 17“aus lackiertem Aluminium, 2016, von Gerold Miller, zu sehen in der Sommerauss­tellung der Salzburger Galerie Ruzicska.
BILD: SN/GALERIE NIKOLAUS RUZICSKA „Verstärker 17“aus lackiertem Aluminium, 2016, von Gerold Miller, zu sehen in der Sommerauss­tellung der Salzburger Galerie Ruzicska.

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