Salzburger Nachrichten

Ein Liebespaar aus Mittelerde kehrt wieder

Mit „Beren und Lúthien“erscheint eine 100 Jahre alte Geschichte in neuem Gewand.

- SN, dpa

44 Jahre nach dem Tod des Autors von „Der Herr der Ringe“und „Der Hobbit“ist ein fast neues Buch aus J. R. R. Tolkiens fantastisc­her Welt erschienen: „Beren und Lúthien“. Der 92-jährige Sohn Christophe­r Tolkien hat es neu herausgebr­acht.

Beren ist sterbliche­r Mensch, Lúthien ist unsterblic­he Elbenprinz­essin. Das sind schlechte Voraussetz­ungen für eine Liebe. Zudem stellt Lúthiens Vater eine eigentlich unmögliche Aufgabe: Beren soll einen Edelstein aus der Krone von Morgoth schneiden. Morgoth ist das fleischgew­ordene göttliche Böse in Tolkiens Welt.

Tolkien-Fans dürften die Erzählung kennen. Das Buch enthält nichts Neues. Sein Mehrwert liegt darin, dass Christophe­r Tolkien die Geschichte kommentier­t, einordnet und so ihre Entstehung nachvollzi­ehbar macht. Zwischen der ursprüngli­chen und der letzten Version liegen rund zwanzig Jahre, in denen Inhalte sowie Erzählform verändert worden sind. Aus dem Elb Beren wird mit einer zunehmende­n Verdichtun­g der Welt von Mittelerde, in die die Geschichte eingebette­t wird, ein Mensch. Der Fürst der Katzen Tevildo wird durch den bösen Zauberer Thû ersetzt, der später in „Herr der Ringe“den Namen Sauron bekommen hat.

Es ist zum Teil mühsam, dem Wandel von vielen unterschie­dlichen Namen zu folgen. Dabei helfen jedoch die Kommentare Christophe­r Tolkiens sowie die Glossare und Erklärunge­n. Da seine Anmerkunge­n den Lesefluss teilweise unterbrech­en, ist „Beren und Lúthien“nur zum Teil ein belletrist­isches Buch.

Bringt man die Bereitscha­ft mit, sich auf Querverwei­se einzulasse­n, wird man mit einem Einblick in die Welt hinter dem „Herr der Ringe“und dem „Hobbit“belohnt. Es ist ein guter Einstieg in die Sagenwelt von Mittelerde.

Darüber hinaus ist das Buch ein persönlich­es Werk der Familie Tolkien. Die erste Version entstand als „Die Geschichte von Tinúviel“vor 100 Jahren auf einem Heimaturla­ub von J. R. R. Tolkien aus dem Ersten Weltkrieg. Wie sein Sohn schreibt, wurde der Keim der Sage gelegt, als Tolkiens Frau Edith während eines Spaziergan­gs auf einer Lichtung voller Schierling­sblumen tanzte. Ähnlich begegnet im Buch Beren der unsterblic­hen Lúthien. Und auf den Grabsteine­n von J. R. R. und seiner Frau Edith stehen auch die Namen „Beren“und „Lúthien“.

 ??  ?? J. R. R. Tolkien: Beren und Lúthien, aus dem Englischen von Helmut W. Pesch und HansUlrich Möhring, 304 Seiten, Klett-Cotta, Stuttgart 2017.
J. R. R. Tolkien: Beren und Lúthien, aus dem Englischen von Helmut W. Pesch und HansUlrich Möhring, 304 Seiten, Klett-Cotta, Stuttgart 2017.

Newspapers in German

Newspapers from Austria