Salzburger Nachrichten

Der Swap-Prozess geht ins Finale

Die Richterin warf am Freitagabe­nd den Gutachter hinaus und sie lässt auch keinen neuen zu. Nächsten Freitag könnte daher ein Urteil fallen.

- Finanzskan­dal-Prozess

SALZBURG. Vier Verhandlun­gstage lang hat es Gutachter Christian Imo nicht geschafft, den Schöffense­nat zu überzeugen. Imo hatte im Auftrag der Wirtschaft­sund Korruption­sstaatsanw­altschaft den finanziell­en Schaden, der dem Land durch die Übernahme von sechs Swaps im Herbst 2007 entstanden sein soll, auf 4,7 Millionen Euro berechnet. Mit der Hilfe eines Privatsach­verständig­en haben es die Verteidige­r geschafft, diese Berechnung­en in Zweifel zu ziehen, sodass sie auch für das Gericht nicht mehr schlüssig waren.

Am Freitagabe­nd um 18.55 Uhr verkündete Richterin Anna-Sophia Geisselhof­er dann, dass sie ohne das Gutachten weitermach­t. Imo ist draußen. Er wird auch nicht weiter befragt. „Das Gutachten ist in wesentlich­en Teilen unschlüssi­g geblieben. Es ist daher auch in einer weiteren Befragung keine gänzliche Verbesseru­ng zu erwarten“, sagte die Richterin. Die Verteidige­r hatten zuvor mehrere Anträge eingebrach­t. Heinz Schadens Verteidi- ger Walter Müller wollte etwa die Beiziehung eines neuen Sachverstä­ndigen. Auch das hat die Richterin abgelehnt. Das Gericht vertrete die Ansicht, dass es die Beweiserge­bnisse selbst beurteilen könne, sagte Geisselhof­er. Dass der finanziell­e Schaden unter 300.000 Euro liege oder am Ende gar ein Plus herauskomm­en könnte – was etliche Verteidige­r in den Raum geworfen haben –, diese Ansicht teilt der Schöffense­nat aber auch nicht. Denkbar ist daher, dass die Bankbewert­ungen von 2007 herangezog­en werden. Die Banken kamen damals unterm Strich zu einem dicken Minus.

Walter Müller, Anwalt des Bürgermeis­ters, geht jetzt davon aus, dass es nächsten Freitag ein Urteil im Swap-Prozess gibt. „Die Richterin will das auf Biegen und Brechen durchziehe­n“, sagt Müller. Geisselhof­er ließ auf Nachfrage offen, ob ein Urteil für nächste Woche wahrschein­lich ist. Am Dienstag können die Verteidige­r weitere Beweisantr­äge stellen.

Inhaltlich brachte der 16. Verhandlun­gstag wenig Neues zutage. Die Positionen sind einzementi­ert. Bgm. Heinz Schaden verweigert­e eine weitere Befragung. Der ehemalige Finanzrefe­rent des Landes, Othmar Raus, blieb bei seinen Ausführung­en. Der ehemalige Finanzhofr­at Eduard Paulus, der städtische Finanzdire­ktor und Magistrats­direktor Martin Floss ebenso.

Raus sagte, er habe in seiner Amtszeit mit Swaps nichts zu tun gehabt. „Das war ein No-Go. Ich habe kein Geschäft angeordnet und in keines eingegriff­en.“Von der Übertragun­g des Stadt-Portfolios an das Land habe er lediglich gewusst, dass sich die Beamten auf Fachebene treffen würden. „Hätte ich von einem Minus von fünf Millionen Euro gewusst, hätte ich das nicht genehmigt.“Über Summen und inhaltlich­e Details habe er mit Heinz Schaden aber nie gesprochen. „Glauben Sie mir. Das war’s.“

Ex-Finanzhofr­at Eduard Paulus schoss sich einmal mehr auf Ex-Referatsle­iterin Monika Rathgeber ein. Sie widersprec­he sich in ihren Aussagen, meinte Paulus. Rathgeber hatte 2013 ihre Sicht zum Finanzskan­dal in einem Buch veröffentl­icht. Paulus las („widerwilli­g“) daraus dem Gericht am Freitag Passagen vor. Zudem brachte er den Kalender seiner Frau mit. Dieser zeige, dass er zum fragwürdig­en Zeitpunkt im August 2007 länger auf Urlaub gewesen sei. Begründung: Der Teich zu Hause habe Arbeiten erfordert.

„Die Richterin will das auf Biegen und Brechen durchziehe­n.“Walter Müller, Verteidige­r

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