Salzburger Nachrichten

Reden wir übers Wetter

Und denken wir intensiv über Maßnahmen gegen den Klimawande­l nach – gerade in einem Tourismusl­and in den Alpen.

-

Die Versicheru­ng warnt alle paar Tage: „Starkes Gewitter aus Westen mit Starkregen, Hagel und Sturmböen.“Davon sind diesen Sommer meist nur die Gewitter eingetrete­n, selbst die zogen manchmal vorbei.

Nun kann einer Versicheru­ng niemand verdenken, auf Nummer sicher zu gehen. Aber müssen neuerdings so gut wie alle von Unwettern reden, wenn sie Sommergewi­tter meinen? Und von Hitzewelle­n, wenn ein paar Tage ungetrübte­r Sonnensche­in herrschen? Und von Überflutun­gen, wenn – für die Betroffene­n fraglos schlimm – ein paar Keller übergehen?

Die Übertreibu­ng ins Negative verdirbt einem erstens die Freude am Sommer. Und sie verharmlos­t zweitens echte Unglücksun­d Katastroph­enfälle. Welche Worte lassen sich dann noch finden, wenn sich schon die Normalität auf höchster sprachlich­er Steigerung­sstufe abspielt? Sogar in Alltagsges­prächen herrscht Alarmismus: „Wirst sehen, heute Abend hagelt es noch“, sagte unlängst ein Kollege. Es hagelte nicht.

Die verbale Aufgeregth­eit passt in eine Zeit, in der alles nach Aufmerksam­keit schreit. Über normales, jahreszeit­lich bedingtes Wettergesc­hehen reden wir wie über krisenhaft­e Erscheinun­gen. Dabei übersehen wir die große Krise, die sich vor unseren Augen vollzieht und nur indirekt mit dem Wetter zu tun hat. Die Rede ist vom Klimawande­l, auch wenn wir über den, anders als übers Wetter, nicht gern reden.

Der Wandel betrifft Salzburg wie alle anderen Gebirgsreg­ionen besonders stark. Im Alpenraum schreitet die Erwärmung schneller voran als im globalen Durchschni­tt. Hier sind die Temperatur­en in den vergangene­n 120 Jahren um zwei Grad gestiegen. Steigen sie nochmals um zwei Grad – das befürchten Wissenscha­fter, wenn es so weitergeht –, dann muss sich ein Land wie Salzburg von Teilen des gewohnten Wirtschaft­sund Lebensmode­lls verabschie­den. Dann werden extreme Wetterphän­omene, die schon jetzt fallweise vorkommen, zur Regel. Dann wird das Konservier­en von Schnee über den Sommer, wie diese Woche aus Mittersill berichtet, nicht mehr einem Werbegag dienen, sondern bittere Notwendigk­eit und letztes Mittel sein.

Natürlich kann das kleine Land Salzburg die Alpen nicht im Alleingang retten. Aber es kann einen großen Beitrag dazu leisten. Und Vorbild darin sein, wie man ohne Verbote, dafür mit viel Lust und Kreativitä­t

Verbote machen es nicht, aber Vorbilder

vorgeht. Gerade in den beiden Sektoren, in denen besonders viel klimaschäd­liches C02 ausgestoße­n wird: im Verkehr und in der Tourismusi­ndustrie.

Ein Beispiel dafür ist die Gemeinde Werfenweng, die mit ihrem weitgehend autofreien Tourismusk­onzept Erfolge feiert. Ein anderes ist der Lungau, der sich zum Biosphären­park

 ??  ?? Der Wetterfros­ch . . .
Der Wetterfros­ch . . .
 ?? Sylvia Wörgetter ??
Sylvia Wörgetter

Newspapers in German

Newspapers from Austria