„Mädchen für alles“retten im Notfall Leben
Was macht eigentlich ein Bademeister? SN-Redakteur Florian Oberhummer hat im Strandbad Henndorf einen Tag lang den Selbstversuch gemacht.
„Baywatch“zählte nie zu meinen Lieblingsserien. Aber einen Tag lang Leben retten, schöne Frauen bewundern sowie Ruhm und Ehre zu ernten ist keine ganz schlechte Aussicht. Doch Henndorf ist nicht Malibu. Mein Tag als Bademeister beginnt unspektakulär. Um 8.30 Uhr ist das Strandbad noch menschenleer. Also säubern wir die am Wallersee, Badeaufseher Helmut Queder mit Tochter Sofia, Chefin Sibylle Tobler vor dem Neubau und die Badeaufsicht am Pool (von links oben im Uhrzeigersinn). Wiese von den Sachen, mit denen das Gewitter in der Nacht zuvor „gespielt“hat – von abgerissenen Ästen bis zu allerlei Unrat.
Wir, das sind Helmut Queder und ich. Helmut Queder ist seit Saisonbeginn Badeaufseher. „Wir sind hier Mädchen für alles“, erklärt der 46-Jährige, während er angeschwemmtes Treibgut aus der Seebucht entfernt. Der Wallersee spielt aber nur eine Nebenrolle für uns Lebensretter. „Wer im See badet, ist für sich selbst verantwortlich. Unser Hauptaugenmerk gilt dem Pool.“
Zunächst entnehmen wir Wasserproben, um den Chlorwert und den pH-Wert zu ermitteln. Schließlich verunreinigen Sonnencreme und Urin das Wasser, das Chlor gleicht das aus. „Wenn ein Badegast mit einem Hautausschlag daherkommt, können wir sagen: Vom Baden im Pool stammt der nicht“, sagt Queder.
Ein Seebad mit Pool – das verblüfft auf den ersten Blick. „Den Pool gibt es schon seit Jahrzehnten. Der ist am Wallersee einzigartig. Gerade Kinder und ältere Badegäste nutzen das geheizte Bassin gern“, erläutert Strandbad-Chefin Sibylle Tobler. Seit sieben Jahren fungiert sie als Badewart. „Als ich übernommen habe, herrschte hier Chaos.“
Doch die Schweizerin führte Gründlichkeit ein. Und sie kämpfte um eine Sanierung des Strandbads. Stolz führt sie mich anschließend durch den Neubau: moderne Toiletten, warme Duschen und ein Kassabereich mit großen Plexiglas-Scheiben. Nun kann Sibylle Tobler von der Hauptzentrale aus die Pools überwachen.
Auch am Pool regiert einen Tag lang das Vier-Augen-Prinzip. Was ich von Helmut Queder lernen kann, ist Gelassenheit. 13 Jahre hat der gebürtige Halleiner als Berufssoldat gedient. Wer im Kosovo Frieden gesichert hat, flippt nicht bei jeder Arschbombe aus. Eigentlich ist er bei einer Henndorfer Eventagentur beschäftigt und hat heuer schon die Bühnen für Depeche Mode oder Guns N’ Roses aufgebaut. Die Badeaufsichtstätigkeit hat ihm der Agenturchef vermittelt. Die Anforderungen: Erste-Hilfe-Kurs und Rettungsschwimmer. Trotzdem hat die Gemeinde monatelang niemanden dafür gefunden. „Eigentlich ist es ein Traumjob. Wo andere Urlaub machen, darf ich arbeiten.“
Flip-Flops, kurze Hose, Poloshirt: Das klingt nach Sommer. Wenn nur nicht die Verantwortung wäre. Der Lebensretter ist am Tag zuvor gefragt gewesen: Ein dreijähriges Kind sei unbeaufsichtigt in den großen Pool gelangt und konnte nicht schwimmen. „Wenn ich nicht eingeschritten wäre, wäre das Kind ertrunken“, sagt Queder nachdenklich. „Manche Eltern geben die Verantwortung einfach an uns ab.“Das könnte dem Familienva-