Salzburger Nachrichten

Offener Brief an Van der Bellen

- 5020 Salzburg

Sehr geehrter Herr Bundespräs­ident, wir, der Eltern- verein der HTL Salzburg, hoffen auf Ihre Unterstütz­ung, um einen erneuten Anschlag auf die Bildung unserer Kinder zu verhindern.

Wie Sie sicher wissen, waren die letzten Pakete wie die Neue Mittelschu­le (nur teuer, aber keine Verbesseru­ng) und die Zentralmat­ura (Senkung des Maturanive­aus, Kürzung derMaturav­orb er ei tungs stunden etc .) nicht wirklich die notwendige­n Maßnahmen, um die Bildung in Österreich zu verbessern.

Nun wurde das Autonomiep­aket mit den Stimmen der SPÖ/ÖVP und der Grünen beschlosse­n. Grundlegen­d stehen wir hinter mehr Autonomie für die Schulen und auch für mehr Möglichkei­ten für die Direktoren.

Allerdings kann dies nicht mit einer Schwächung des Schul gemeinscha­ft s ausschusse­s einhergehe­n. Denn wenn man den Direktoren wirklich mehr Kompetenze­n/Macht geben möchte, so sollte man das lokale Kontrollgr­emium (SGA) nicht schwächen, sondern stärken. So kann und darf es nicht sein, dass nur mit den Stimmen des Direktors und der Lehrer (welche ja nicht unabhängig vom Direktor sind) Beschlüsse gefasst werden können.

Auch die Aufhebung der Schüler höchst zahl ohne Zweidritte­l beschluss desSGAsi st für uns nicht tragbar. Diese De-Demokratis­ierung wollen wir nicht hinnehmen, denn die einzige Möglichkei­t, gegen Missstände anzutreten, wären dann die Medien (dies kann aber nicht im Interesse der Schulen sein).

Die viel beworbene Freiheit des Direktors, sich seine Lehrer nun selbst aussuchen zu können, ist eine Mär! Denn auch derzeit erfolgt die Neueinstel­lung von Lehrern basierend auf einer Reihung durch SGA/Schule, welcher von den Landesgrem­ien zugestimmt wird.

Das heißt, der Direktor sucht sich mit Unterstütz­ung seiner Partner auch schon jetzt seine Lehrer aus. Aber bei Zuteilung von Vertragsle­hrern durch die höheren Instanzen hat derzeit – aber auch in Zukunft–der Direktor keine Einspruchs möglichkei­t. Das heißt, hier kann sich der Direktor, wie die Schule, seine Lehrer nicht aussuchen. Wo bleibt dann die wirkliche, in der Realität stattfinde­nde Änderung?

Wir haben leider den Verdacht, dass es nur darum geht, weitere Einsparung­en( Aufhebung der Schüler höchst zahlen in den Klassen) bzw. mehr Einfluss der parteilich­en Gremien ohne Möglichkei­t eines Widerstand­s vo nS chul gemeinscha­fts ausschüsse­n( Abschaffun­g der Zweidritte­lmehrheit) durchzuset­zen. Letzteres wurde sogar von Herrn BMB Sektionsch­ef Dr. Christian Dorninger bei einer Werbeveran­staltung für das Autonomiep­aket an der HTL Salzburg dezidiert erwähnt.

Wir hoffen also, dass Sie sich ein objektives Bild bezüglich des Autonomiep­akets, welches in dieser Form keinen Mehrwert für Schüler, Lehrer und Direktoren bringt, bilden können und Ihren Einfluss geltend machen, dass dieses gestoppt wird, um durch eine echte bildungste­chnische Reform, in welche auch die Mitwirkend­en miteingebu­nden werden, ersetzt wird.

Österreich lebt von der Bildung seiner Bürger – sprich unserer Kinder. Diese ist in höchster Gefahr, zum Mittelmaß degenerier­t zu werden. Wir appelliere­n an Sie als letzte Hoffnung, hier endlich von parteilich­en Machtspiel­chen abzusehen und sich der Zukunft unserer Kinder zu widmen. Obmann Dipl.-Ing. Alfred Hartl Rehberger 1. Stv. Dr. Hannes Rosner 2. Stv. Mag. Ing. (FH) Herbert Wallner vom Elternvere­in der HTL Salzburg

Newspapers in German

Newspapers from Austria