Salzburger Nachrichten

Diane de Poitiers

- Alexandra Bleyer

Die reife Frau an der Seite des französisc­hen Königs

Heinrich II. war elf Jahre alt, als er 1530 bei einem Turnier seine Lanze vor der fast zwanzig Jahre älteren Diane de Poitiers senkte. Wer hätte gedacht, dass sie seine mütterlich­e Beraterin und Mätresse werden würde? Blutjung hatte Diane den vierzig Jahre älteren Louis de Brézé, Großsenesc­hall der Normandie, geheiratet. Sie galt als vorbildhaf­te Ehefrau und Mutter. Als Louis 1531 starb, trug sie fortan nur noch die Trauerfarb­en Schwarz und Weiß. Franz I. berief die vornehme Witwe an den Hof, damit sie seinem zweitgebor­enen Sohn Heinrich zur Seite stand. Erst 1536, als dieser nach dem Tod des Bruders Thronfolge­r wurde, wandelte sich ihre Beziehung zu einer Liebschaft. Um ihren guten Ruf zu wahren, inszeniert­e sich Diane als fromme Witwe und stilisiert­e sich zur unerreichb­aren Jagdgöttin Diana.

Nachdem Heinrich 1547 König geworden war, beriet sie ihn in allen wichtigen politische­n Angelegenh­eiten. Mächtig und selbstbewu­sst unterzeich­nete sie offizielle Dokumente wie eine Königin nur mit „Diane“. Doch Königin war Katharina von Medici, mit der Heinrich seit 1533 verheirate­t war, und Diane drängte ihn, Erben zu zeugen, deren Erziehung sie sich widmete. Mit eiskalten Bädern, Turnübunge­n, einer strengen Diät und dem Verzicht auf bleihaltig­e Schminke versuchte sie, ihre legendäre Schönheit zu bewahren, während Katharina im Schatten verblieb. Am 10. Juli 1559 wurde Heinrich bei einem Turnier schwer verletzt; er starb zehn Tage später. Katharina forderte von Diane zwar die Kronjuwele­n zurück sowie ein Schloss, verzichtet­e aber weitgehend auf Rache, sondern konzentrie­rte sich darauf, an der Seite ihrer Söhne politische Begabung zu beweisen. Diane zog sich vom Hof zurück, verkehrte jedoch weiterhin in den besten Kreisen und starb 1566.

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