Diane de Poitiers
Die reife Frau an der Seite des französischen Königs
Heinrich II. war elf Jahre alt, als er 1530 bei einem Turnier seine Lanze vor der fast zwanzig Jahre älteren Diane de Poitiers senkte. Wer hätte gedacht, dass sie seine mütterliche Beraterin und Mätresse werden würde? Blutjung hatte Diane den vierzig Jahre älteren Louis de Brézé, Großseneschall der Normandie, geheiratet. Sie galt als vorbildhafte Ehefrau und Mutter. Als Louis 1531 starb, trug sie fortan nur noch die Trauerfarben Schwarz und Weiß. Franz I. berief die vornehme Witwe an den Hof, damit sie seinem zweitgeborenen Sohn Heinrich zur Seite stand. Erst 1536, als dieser nach dem Tod des Bruders Thronfolger wurde, wandelte sich ihre Beziehung zu einer Liebschaft. Um ihren guten Ruf zu wahren, inszenierte sich Diane als fromme Witwe und stilisierte sich zur unerreichbaren Jagdgöttin Diana.
Nachdem Heinrich 1547 König geworden war, beriet sie ihn in allen wichtigen politischen Angelegenheiten. Mächtig und selbstbewusst unterzeichnete sie offizielle Dokumente wie eine Königin nur mit „Diane“. Doch Königin war Katharina von Medici, mit der Heinrich seit 1533 verheiratet war, und Diane drängte ihn, Erben zu zeugen, deren Erziehung sie sich widmete. Mit eiskalten Bädern, Turnübungen, einer strengen Diät und dem Verzicht auf bleihaltige Schminke versuchte sie, ihre legendäre Schönheit zu bewahren, während Katharina im Schatten verblieb. Am 10. Juli 1559 wurde Heinrich bei einem Turnier schwer verletzt; er starb zehn Tage später. Katharina forderte von Diane zwar die Kronjuwelen zurück sowie ein Schloss, verzichtete aber weitgehend auf Rache, sondern konzentrierte sich darauf, an der Seite ihrer Söhne politische Begabung zu beweisen. Diane zog sich vom Hof zurück, verkehrte jedoch weiterhin in den besten Kreisen und starb 1566.