BeziehungsBenchmark
Benchmarking ist ein Terminus aus der Betriebswirtschaft. Es ist eine Managementmethode, mit der sich durch strukturierte Vergleiche wünschenswerte Zielgrößen im eigenen Betrieb anstreben lassen. Maßzahlen für Umsätze, Margen, Schadensfälle, Kraftstoffverbrauche, Personalausgaben, Wareneinsatz und vieles mehr entstehen. Aber was ist mit den Beziehungen im Unternehmen? Gibt es hierfür eine geeignete Zahl, eine Skala? Wie misst man Kooperationsfähigkeit, Kommunikationsverhalten, Herzenswärme, Hilfsbereitschaft oder Vertrauenswürdigkeit? Gibt es Maßzahlen für diese Faktoren, die für moderne Arbeitssysteme mindestens gleich viel Relevanz aufweisen als rein betriebswirtschaftliche Fragestellungen? Gestatten Sie mir zur Erläuterung einen Ausflug in die Führungstheorie. Die Amerikaner Paul Hersey und Ken Blanchard verbanden Mitte der 1970erJahre ihr breites Wissen in Philosophie, Soziologie, Verhaltensforschung und Management zu ihrer Führungstheorie des „situativen Führens“. Es entstand ein Raster aus vier Verhaltensformen für Führungskräfte: unterweisen, überzeugen, partizipieren, delegieren. Je nach „Reifegraden“von Mitarbeitern und zusätzlich je nach individuellen Situationen – nicht jeder Mitarbeiter ist quasi durchgehend „unreif“oder „reif“– sollten Führungskräfte agieren. Wird Ihnen das zu kompliziert? Es trifft aber genau den Kern des Problems. Beziehungsvermögen, Stärkenerkennung, Gespür für Situationen und Menschen, das zeichnet die gute Führungskraft aus. Es ist ein komplexes Geflecht von Haltungen, Charakterzügen und Rahmenbedingungen, die noch dazu in verschiedenen Situationen ganz unterschiedliche Erscheinungsformen haben, die es zu bewerten gilt. Und genau an dieser Stelle wünscht sich ein Gutteil der Unternehmensmanager eine Zahl.
Mag. Christian Holzer ist Work-Life-Balance-Karriereexperte. Er arbeitet als Unternehmensberater für sozial nachhaltige Unternehmen und ist Buchautor. Mehr zu diesem Thema: www.karriereforum.eu