Hitze lässt Schwammerlsucher verzweifeln
Noch ist die Ausbeute in Salzburgs Wäldern spärlich. Geduld und Regen sind gefragt. Das geringe Angebot treibt die Preise nach oben.
SALZBURG. Der Salzburger Lungau gilt als Paradies für Schwammerlsucher. Doch die extreme Trockenheit macht ihnen derzeit einen Strich durch die Rechnung. „Der wenige Regen kann nicht tief genug in die Erde eindringen, das verhindert das Wachstum von Eierschwammerln und Steinpilzen“, sagt Franz Kriechhammer, ein passionierter Schwammerlsucher aus Salzburg. Etwas besser sei die Situation im Flachgau und im Tennengau. Ideal sei für Speisepilze ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Schwüle und Feuchtigkeit. „Am besten sprießen sie bei Temperaturen zwischen 20 und 25 Grad.“
Auf der Schranne waren Salzburger Eierschwammerl diese Woche Mangelware. Als einer von wenigen Händlern hatte Marcel Muttenthaler Pilze aus dem Lungau im Angebot – um 19 Euro pro Kilogramm. Erst zwei Mal hat der Salzburger bisher Eierschwammerl von der Sammelstelle bekommen. Bilanz könne man erst im Herbst ziehen. „Die Saison hat gerade begonnen, sie ist aber schlechter gestartet als im Vorjahr.“
Eierschwammerl aus Kärnten bot Standlerin Renate Smetana feil, erstmals im heurigen Sommer. „Letzte Woche waren sie mir im Einkauf noch zu teuer, ich hätte sie um 25 Euro verkaufen müssen, das zahlt kein Mensch.“Smetana verlangt 17 Euro. „Das ist viel, weil es derzeit wenige Pilze gibt, in schwammerlreichen Jahren kostet ein Kilogramm zehn bis elf Euro.“
Keinen Grund zur Klage hat hingegen Peter Schwaiger aus Schladming. „Bei uns im Ennstal und Murtal sind die Wälder voller Schwammerl“, sagt der Steirer, der zugleich als Großhändler Standler auf der Schranne beliefert. Kunden bezahlen bei ihm derzeit 14,80 Euro. Tägliche Gewitter ließen in der Steiermark die Schwammerl sprießen.
Es gebe eine wichtige Voraussetzung für üppiges Wachstum von Speisepilzen, erklärt Thomas Rücker, Mykologe im Salzburger Haus der Natur. „Die Pilze müssen im Frühjahr ,blühen‘.“Im März und April würden die Anlagen für die Fruchtkörper der Pilze gelegt. Dabei dürfe es nicht zu kalt sein, „sonst frieren die Blüten der Organismen ab und ein Wachstum kann nicht stattfinden“, sagt der Experte. Die niedrigen Temperaturen im Frühjahr könnten also mit ein Grund für das geringe Auftreten von Speisepilzen sein.
In der Salzburger Gastronomie hofft man trotzdem auf heimische Ware. Hannes Bachmann vom Gasthof Krimpelstätter besteht darauf, dass die Eierschwammerl für seine Küche von der Familie eigenhändig gesammelt werden: „Aus dem Ausland kaufen wir keine Schwammerl. Wenn es keine Pilze gibt, verzichten wir auf Schwammerlgerichte auf der Speisekarte.“Höhere Preise will Bachmann nicht verlangen.
Zu wenige Pilze seien genauso schlecht wie zu viele, meint Marktfahrer Jürgen Gölß, dessen Familie seit 60 Jahren auf der Schranne vertreten ist. Kämen haufenweise Schwammerl auf den Markt, rassle der Preis in den Keller und die Nachfrage sei bald erschöpft, weil die Konsumenten übersättigt seien.