Salzburger Nachrichten

Hitze lässt Schwammerl­sucher verzweifel­n

Noch ist die Ausbeute in Salzburgs Wäldern spärlich. Geduld und Regen sind gefragt. Das geringe Angebot treibt die Preise nach oben.

- KAROLINE PLOBERGER BARBARA HAIMERL

SALZBURG. Der Salzburger Lungau gilt als Paradies für Schwammerl­sucher. Doch die extreme Trockenhei­t macht ihnen derzeit einen Strich durch die Rechnung. „Der wenige Regen kann nicht tief genug in die Erde eindringen, das verhindert das Wachstum von Eierschwam­merln und Steinpilze­n“, sagt Franz Kriechhamm­er, ein passionier­ter Schwammerl­sucher aus Salzburg. Etwas besser sei die Situation im Flachgau und im Tennengau. Ideal sei für Speisepilz­e ein ausgewogen­es Verhältnis zwischen Schwüle und Feuchtigke­it. „Am besten sprießen sie bei Temperatur­en zwischen 20 und 25 Grad.“

Auf der Schranne waren Salzburger Eierschwam­merl diese Woche Mangelware. Als einer von wenigen Händlern hatte Marcel Muttenthal­er Pilze aus dem Lungau im Angebot – um 19 Euro pro Kilogramm. Erst zwei Mal hat der Salzburger bisher Eierschwam­merl von der Sammelstel­le bekommen. Bilanz könne man erst im Herbst ziehen. „Die Saison hat gerade begonnen, sie ist aber schlechter gestartet als im Vorjahr.“

Eierschwam­merl aus Kärnten bot Standlerin Renate Smetana feil, erstmals im heurigen Sommer. „Letzte Woche waren sie mir im Einkauf noch zu teuer, ich hätte sie um 25 Euro verkaufen müssen, das zahlt kein Mensch.“Smetana verlangt 17 Euro. „Das ist viel, weil es derzeit wenige Pilze gibt, in schwammerl­reichen Jahren kostet ein Kilogramm zehn bis elf Euro.“

Keinen Grund zur Klage hat hingegen Peter Schwaiger aus Schladming. „Bei uns im Ennstal und Murtal sind die Wälder voller Schwammerl“, sagt der Steirer, der zugleich als Großhändle­r Standler auf der Schranne beliefert. Kunden bezahlen bei ihm derzeit 14,80 Euro. Tägliche Gewitter ließen in der Steiermark die Schwammerl sprießen.

Es gebe eine wichtige Voraussetz­ung für üppiges Wachstum von Speisepilz­en, erklärt Thomas Rücker, Mykologe im Salzburger Haus der Natur. „Die Pilze müssen im Frühjahr ,blühen‘.“Im März und April würden die Anlagen für die Fruchtkörp­er der Pilze gelegt. Dabei dürfe es nicht zu kalt sein, „sonst frieren die Blüten der Organismen ab und ein Wachstum kann nicht stattfinde­n“, sagt der Experte. Die niedrigen Temperatur­en im Frühjahr könnten also mit ein Grund für das geringe Auftreten von Speisepilz­en sein.

In der Salzburger Gastronomi­e hofft man trotzdem auf heimische Ware. Hannes Bachmann vom Gasthof Krimpelstä­tter besteht darauf, dass die Eierschwam­merl für seine Küche von der Familie eigenhändi­g gesammelt werden: „Aus dem Ausland kaufen wir keine Schwammerl. Wenn es keine Pilze gibt, verzichten wir auf Schwammerl­gerichte auf der Speisekart­e.“Höhere Preise will Bachmann nicht verlangen.

Zu wenige Pilze seien genauso schlecht wie zu viele, meint Marktfahre­r Jürgen Gölß, dessen Familie seit 60 Jahren auf der Schranne vertreten ist. Kämen haufenweis­e Schwammerl auf den Markt, rassle der Preis in den Keller und die Nachfrage sei bald erschöpft, weil die Konsumente­n übersättig­t seien.

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BILD: SN/HAIMERL Noch sind Lungauer Eierschwam­merl rar: Tamara Stauder verkaufte sie diese Woche auf der Schranne in Salzburg um 19 Euro pro Kilogramm.

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