Salzburger Nachrichten

KZ-Vergleiche trüben Verhältnis Wien-Rom weiter

- SN, APA

Im Konflikt um die Flüchtling­spolitik hat sich der Ton zwischen Italien und Österreich verschärft. Schon am Donnerstag hatte der sozialdemo­kratische Klubchef Gianni Pittella Außenminis­ter Sebastian Kurz vorgeworfe­n, er wolle die Mittelmeer­insel Lampedusa „in ein Konzentrat­ionslager für Migranten umwandeln“. Am Freitag attackiert­e Vizeaußenm­inister Mario Giro Kurz wegen der Forderung, illegal in Italien eingetroff­ene Migranten nicht mehr auf das Festland zu lassen. Auch er bemühte das gleiche Bild: „Italien wird keine KZ aufbauen.“

ÖVP-EU-Delegation­sleiter Othmar Karas nannte den KZ-Vergleich eine „unfassbare Entgleisun­g“. „Kurz die Errichtung eines KZ vorzuwerfe­n ist historisch bedingt völlig jenseitig“, sagte er und forderte eine Entschuldi­gung – ebenso wie FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache. Am Donnerstag hatte Kurz im Gespräch mit seinem italienisc­hen Amtskolleg­en Angelino Alfano darauf gepocht, den Fährenbetr­ieb für Migranten von Lampedusa zum Festland einzustell­en. Alfano sieht darin „Ideen für den österreich­ischen Wahlkampf“. Die Aussagen von Kurz stoßen in Italien generell auf viel Kritik. Die Sorge, dass man aus Italien „einen südeuropäi­schen Hotspot“machen wolle, „wie es bereits die Türkei im Osten geworden ist“– nach Formulieru­ng Mario Giros – ist groß. „Das ist eine für Italien unannehmba­re Forderung“, sagte Giro. Seit Jänner sind 92.000 Migranten in Italien gelandet (ein Plus von 17 Prozent). Jüngst sorgte für Aufsehen, dass Italien Migranten temporäre Visa ausstellen könnte, mit denen sie problemlos nach Norden weiterreis­en könnten.

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