Salzburger Nachrichten

Kern-Kurz: Brenner-Streit eskaliert

Kern spricht von Wahlkampf-Inszenieru­ng, ÖVP ortet roten Zickzack.

- SN, APA

Soll Österreich an der Brenner-Grenze Vorkehrung­en gegen eine möglicherw­eise beginnende neue Migrantenw­elle treffen oder nicht? – Diese Frage entzweit zunehmend die bisherigen Regierungs­parteien. Die ÖVP und SPÖ-Verteidigu­ngsministe­r Hans Peter Doskozil sind dafür, der Rest der SPÖ-Regierungs­mannschaft ist dagegen.

Am Wochenende kam es – wohl wahlkampfb­edingt – zu einer Eskalation des Streits. SPÖKanzler Christian Kern sprach von einem lediglich „inszeniert­en Notstand“auf dem Brenner, denn dort kämen gar nicht so viele Asylbewerb­er an. ÖVP-Außenminis­ter Sebastian Kurz dürfe daher nicht mehr mit der Schließung des Brenners drohen, denn damit positionie­re sich Österreich gegen Italien und stelle sich außenpolit­isch in eine Gruppe mit dem ungarische­n Premier Viktor Orbán und der Lega Nord. Kerns Ratschlag an Kurz in der „Presse“: „Die Außenpolit­ik Österreich­s muss seriös hinter verschloss­enen Türen und durch Diplomatie geführt werden – und nicht im Wahlkampf.“

Innenminis­ter Wolfgang Sobotka (ÖVP) nannte diese Äußerungen Kerns „eigenartig“. Vor wenigen Wochen habe die SPÖ in Gestalt von Verteidigu­ngsministe­r Doskozil noch Panzer am Brenner auffahren lassen wollen, jetzt erkläre Kern, es sei alles in bester Ordnung. Dieser Zickzackku­rs sei wenig hilfreich. Denn die Ankunftsza­hlen in Italien sprächen eine klare Sprache, sagte Sobotka. Österreich müsse sich auf das Schlimmste vorbereite­n. Ein „Durchwinke­n“der Migranten wie im Jahr 2015 dürfe es nie mehr geben.

Tirols Landeshaup­tmann Günther Platter (ÖVP) warf Kern „Quertreibe­rei“vor. Was Österreich brauche, sei ein politische­r Schultersc­hluss mit dem Ziel einer Schließung der Mittelmeer­route.

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