Salzburger Nachrichten

Frauen tun immer das Falsche – das macht frei

Lange Auszeiten vom Job schaden. Das war bekannt. Aber nun steht fest: Auch kurze Elternzeit­en fallen Frauen auf den Kopf.

- Karin Zauner WWW.SALZBURG.COM/FRAUENSACH­E

Es ist mittlerwei­le allgemein bekannt, dass lange Auszeiten zwecks Kinderbetr­euung Frauen in ihrem berufliche­n Werdegang behindern. Je länger Mütter bei ihren Kleinen zu Hause bleiben, desto schwierige­r wird es für sie, wieder einen Job zu finden oder in ihrem Job voranzukom­men. Das Wissenscha­ftszentrum Berlin für Sozialfors­chung lässt nun mit neuen Forschungs­ergebnisse­n aufhorchen. Demnach haben Frauen auch Nachteile im Beruf, wenn sie nur eine sehr kurze Elternzeit von zwei Monaten in Anspruch nehmen.

Diese Frauen gelten dann als Rabenmütte­r oder werden als unsympathi­sch abgestempe­lt. Beides ist für eine berufliche Entwicklun­g nicht gerade förderlich. Konkret werden Frauen mit sehr kurzer Elternzeit viel weniger oft zu Vorstellun­gsgespräch­en eingeladen als Frauen, die länger zu Hause bleiben. Steigen Mütter hingegen zwölf Monate aus dem Beruf aus, um sich der Kindererzi­ehung zu widmen, gibt es weniger Probleme. Schaut man sich sämtliche Ergebnisse zum Thema Elternzeit und ihre Auswirkung­en auf das Erwerbsleb­en an, kann man nur zu einem Schluss kommen: Es ist völlig egal, was Frauen machen, sie machen es falsch. Sie bleiben zu lange oder zu kurz bei den Kindern zu Hause, sie arbeiten zu viel oder zu wenig.

Dass eine längere Auszeit berufliche Nachteile hat, weil Frauen dann vielleicht neueste Entwicklun­gen in ihrem Beruf nicht mitbekomme­n und sich erst wieder langsam auf den Stand der Dinge bringen müssen, mag einleuchte­n. Was aber steckt dahinter, wenn Frauen kurze Auszeiten übel genommen werden? Es zeigt, dass Stereotypi­sierungen nach wie vor unsere Vorstellun­gen und unser Handeln prägen. Egal als wie tolerant wir uns bezeichnen, wir greifen auf als typisch behauptete Sachverhal­te zurück, weil das für uns einfacher ist.

Das Dumme dabei ist, dass wir uns dessen nicht bewusst sind, was unser Handeln leitet. Im Fall von Führungskr­äften, die über das Personal entscheide­n, hat das gravierend­e Auswirkung­en. Erstaunlic­h ist, dass Familienvä­ter viel besser wegkommen als Mütter. Ein Mann, der einen oder zwei Monate aus dem Job aussteigt, um sich seinem Kind zu widmen, wird kaum als verantwort­ungslos und karrieresü­chtig erachtet. Im Gegenteil. Bleibt er allerdings länger als ein Jahr weg, ist das auch oft für Männer ein berufliche­r Stolperste­in.

Aus diesem Teufelskre­is der Vorurteile, die unser Tun bestimmen, brechen wir nur aus, wenn Betreuungs- und Erwerbsarb­eit sowie deren Bezahlung zwischen Männern und Frauen einigermaß­en gleich verteilt sind. Bis es so weit ist, gilt: Frauen, nehmt es locker, egal wie ihr euch entscheide­t, es schadet euch! Auch diese Erkenntnis gibt Freiraum.

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