Frauen tun immer das Falsche – das macht frei
Lange Auszeiten vom Job schaden. Das war bekannt. Aber nun steht fest: Auch kurze Elternzeiten fallen Frauen auf den Kopf.
Es ist mittlerweile allgemein bekannt, dass lange Auszeiten zwecks Kinderbetreuung Frauen in ihrem beruflichen Werdegang behindern. Je länger Mütter bei ihren Kleinen zu Hause bleiben, desto schwieriger wird es für sie, wieder einen Job zu finden oder in ihrem Job voranzukommen. Das Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung lässt nun mit neuen Forschungsergebnissen aufhorchen. Demnach haben Frauen auch Nachteile im Beruf, wenn sie nur eine sehr kurze Elternzeit von zwei Monaten in Anspruch nehmen.
Diese Frauen gelten dann als Rabenmütter oder werden als unsympathisch abgestempelt. Beides ist für eine berufliche Entwicklung nicht gerade förderlich. Konkret werden Frauen mit sehr kurzer Elternzeit viel weniger oft zu Vorstellungsgesprächen eingeladen als Frauen, die länger zu Hause bleiben. Steigen Mütter hingegen zwölf Monate aus dem Beruf aus, um sich der Kindererziehung zu widmen, gibt es weniger Probleme. Schaut man sich sämtliche Ergebnisse zum Thema Elternzeit und ihre Auswirkungen auf das Erwerbsleben an, kann man nur zu einem Schluss kommen: Es ist völlig egal, was Frauen machen, sie machen es falsch. Sie bleiben zu lange oder zu kurz bei den Kindern zu Hause, sie arbeiten zu viel oder zu wenig.
Dass eine längere Auszeit berufliche Nachteile hat, weil Frauen dann vielleicht neueste Entwicklungen in ihrem Beruf nicht mitbekommen und sich erst wieder langsam auf den Stand der Dinge bringen müssen, mag einleuchten. Was aber steckt dahinter, wenn Frauen kurze Auszeiten übel genommen werden? Es zeigt, dass Stereotypisierungen nach wie vor unsere Vorstellungen und unser Handeln prägen. Egal als wie tolerant wir uns bezeichnen, wir greifen auf als typisch behauptete Sachverhalte zurück, weil das für uns einfacher ist.
Das Dumme dabei ist, dass wir uns dessen nicht bewusst sind, was unser Handeln leitet. Im Fall von Führungskräften, die über das Personal entscheiden, hat das gravierende Auswirkungen. Erstaunlich ist, dass Familienväter viel besser wegkommen als Mütter. Ein Mann, der einen oder zwei Monate aus dem Job aussteigt, um sich seinem Kind zu widmen, wird kaum als verantwortungslos und karrieresüchtig erachtet. Im Gegenteil. Bleibt er allerdings länger als ein Jahr weg, ist das auch oft für Männer ein beruflicher Stolperstein.
Aus diesem Teufelskreis der Vorurteile, die unser Tun bestimmen, brechen wir nur aus, wenn Betreuungs- und Erwerbsarbeit sowie deren Bezahlung zwischen Männern und Frauen einigermaßen gleich verteilt sind. Bis es so weit ist, gilt: Frauen, nehmt es locker, egal wie ihr euch entscheidet, es schadet euch! Auch diese Erkenntnis gibt Freiraum.