Polizist schlug Obdachlosen
Der Exekutive liegt eine Videoaufzeichnung vor. Ein zweiter Beamter wurde ebenfalls suspendiert.
Eine Videoaufnahme, die zeigt, wie ein Polizist in einem Übergangswohnheim für Obdachlose in Wien-Penzing einem Mann Ohrfeigen versetzt, führte zur vorläufigen Suspendierung des Beamten und eines Kollegen, der den Vorfall nicht gemeldet hatte. Das gab die Wiener Polizei am Sonntag bekannt. Der Vorfall hat sich am 2. Juli zugetragen. Die Polizei war geholt worden, da ein Mann, der nicht in dem Heim wohnte, randaliert und sich geweigert hatte, das Gebäude zu verlassen.
Auf dem Video – ohne Ton – aus einer Überwachungskamera ist zu sehen, dass der Mann – ein als obdachlos gemeldeter 55-Jähriger – offenbar auf Zureden nicht reagiert und die Beamten mehrfach vergeblich versuchen, ihn hochzuziehen. Dies scheiterte. Daraufhin habe einer der Polizisten dem Mann mit der flachen Hand zwei Schläge ins Gesicht versetzt, sagte Polizeisprecher Patrick Maierhofer. Sein Kollege habe augenscheinlich weggesehen. Den beiden Beamten wird Körperverletzung und Missbrauch der Amtsgewalt beziehungsweise Missbrauch der Amtsgewalt durch Unterlassung vorgeworfen. Sie wurden bei der Staatsanwaltschaft angezeigt. Ein anwesender Polizeischüler, der etwas weiter weg stand, wurde vorläufig in den Innendienst versetzt.
Die Landespolizeidirektion hat davon erst am 14. Juli durch den Brief eines Heim-Mitarbeiters er- fahren. Dieser hatte seinem Schreiben einen Datenstick mit der Videoaufzeichnung beigelegt.
„Misshandlungen oder das Nichtmelden solcher Verfehlungen als Zeichen falsch verstandener Kameradschaft haben bei uns nichts verloren“, sagte Maierhofer. Seinen Angaben nach gibt es pro Jahr bei der Wiener Polizei bei rund zwei Millionen Bürgerkontakten 200 bis 300 Beschwerden über nicht rechtmäßiges Verhalten. Zuletzt habe es keine Verurteilung durch unabhängige Gerichte gegeben.
Am 10. Juli war ein Fall aus Oberösterreich bekannt geworden: Gegen zwei Polizisten aus Steyr in Oberösterreich wurde ein Disziplinarverfahren eingeleitet. Sie sollen ein Video aufgenommen und ins Netz gestellt haben, auf dem sie einen verwahrlosten und offenbar verwirrten Mann auf der Dienststelle verhöhnen. Das Video hatte sich auf verschiedenen Kanälen im Internet verbreitet.