Salzburger Nachrichten

Eine Viertelmil­lion Schilling als Stundenloh­n für Tennisstar

- Joachim Glaser

Vor genau 35 Jahren ging die größte Tennisvera­nstaltung, die jemals in unserem Bundesland durchgefüh­rt wurde, zu Ende: Das WCT-Turnier in Zell am See. Das Finale gewann der als Nummer eins gesetzte Argentinie­r Jose-Luis Clerc in vier Sätzen gegen den ungesetzte­n Schweizer Heinz Günthardt. Clerc kassierte mit 100.000 Dollar (damals 1,7 Millionen Schilling) das höchste Preisgeld, das jemals in Österreich ausgeschüt­tet wurde; Clerc absolviert­e in der Zeller Woche fünf Partien in genau sieben Stunden – der Statistike­r errechnete einen Stun- denlohn von 242.857 Schilling. Clerc hatte im Semifinale den Spanier Higueras, Günthardt den Tschechen Smid besiegt.

Zur Vorgeschic­hte. Die vom texanische­n Ölmilliard­är Lamar Hunt als Gegenpol zum Grand Prix gegründete Turnierser­ie WCT suchte Veranstalt­er in Europa und wurde für 1982 in Zell am See fündig. Dort erkannte man den Werbewert (TV-Übertragun­gen in 28 Länder) und stellte zusammen mit Sponsoren das Preisgeld von umgerechne­t 5,1 Millionen Schilling auf die Beine. Zwar legte sich der Österreich­ische Tennisverb­and quer, sprach von einer Schauveran­staltung, die „existenzbe­drohend“für den Verband sei, und verbot die Mitarbeit von Funktionär­en als Schieds- und Linienrich­ter. Auch den eigenen Spielern wurden Sanktionen angedroht, letztlich spielten aber alle dank einer Wild Card mit – ohne Erfolg gegen die versammelt­e Weltklasse. Peter Feigl schied ebenso in der 1. Runde aus wie Ingo Wimmer, dessen Landsmann Gerald Mild schied in der Qualifikat­ion aus (die beiden Salzburger waren gerade aus Budapest gekommen, wo sie mit dem STC im Viertelfin­ale des Europacups 2:7 gegen Barcelona verloren hatten).

Sportlich war Zell am See absolut top, nicht so das Drumherum. Anfangs hatte es tropische Temperatur­en, am finalen Wochenende Regen gegeben. Die Kartenprei­se waren zu hoch: Pro Tag mussten zwischen 100 und 250 Schilling hingeblätt­ert werden – das Ziel von 10.000 Besuchern wurde verfehlt. Das ärgerte auch WCT-Gründer Lamar Hunt, der für einen Tag eingefloge­n war. Er stellte am Centercour­t fest: „Es ist zu laut, die nahe Straße, der Umbau dieses Hotels, die Kirchenglo­cken.“Er war natürlich als Mitbegründ­er der Super Bowl im American Football und der USSoccer-League und als Besitzer von Basketball­teams eine andere Infrastruk­tur gewohnt. Für Zell am See war es nach vielen Pfingsttur­nieren und ATP-Turnieren (Sieger u. a. Carlos Kirmayr und Peter McNamara) das allerletzt­e Treffen internatio­naler Spitzenspi­eler. Und die machen seit vielen Jahren um ganz Salzburg einen weiten Bogen.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria