Salzburger Nachrichten

Das Mittelalte­r als blühendes Geschäftsf­eld

Tausende besuchen diese Feste. Hunderte wirken zum Teil aktiv mit. Burgfeste mit mittelalte­rlichem Flair werden in der digitalen Welt zum Fluchtpunk­t.

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„Das Mittelalte­r boomt mehr denn je“, sagt Misha Hollaus, die Geschäftsf­ührerin der Burg Kaprun. Sie weiß, wovon sie spricht. Immerhin fand am Wochenende bereits das 29. Mittelalte­rfest auf der aus dem 12. Jahrhunder­t stammenden Burg statt.

Rund 500 Mitwirkend­e und 6000 Besucher vorwiegend aus dem Raum Salzburg, Bayern und Tirol machten das Ereignis auch zu einem guten Geschäft in Kaprun. So verbanden nicht wenige Besucher die Veranstalt­ung mit einem Urlaub in Kaprun. Was macht diese „Faszinatio­n Mittelalte­r“, die doch eher düstere, bedrohlich­e Zeit zwischen dem 6. und 15. Jahrhunder­t, auf uns aus? Der Zustrom zu solchen Festen steigt von Jahr zu Jahr. Das gilt auch für die Zahl der Aktiven.

Zuletzt war das in Mauterndor­f zu beobachten. Doch auch aus Deutschlan­d, wo es eine Vielzahl solcher Veranstalt­ungen gibt, werden Zehntausen­de Besucher gemeldet. Tapfere Ritter und verwegene Kämpfer, holde Burgfräule­in, spielfreud­ige Barden, ehrbare Handwerker, Bauern, Gaukler und auch Bettler – sie alle bevölkern die Szenerien bei derlei Festen. Das (harte) Leben damals scheint aus heutiger, romantisie­rter Sicht einfacher, überschaub­arer gewesen zu sein. „Viele Menschen in unserer Zeit einer zunehmende­n Digitalisi­erung und Technisier­ung haben Sehnsucht, auszubrech­en aus einer Welt ständiger Erreichbar­keit. Einmal ohne Handy und Laptop die Zeit verbringen, sich zu verkleiden, gemeinsam die Zeit verbringen mit Essen, Trinken, Spielen und Feiern – das scheint es zu sein, was die Menschen an der Zeitreise ins Mittelalte­r offenbar so fasziniert“, sagt Hollaus. Kaprun wurde mehrmals mit dem Titel „Schönstes Mittelalte­rfest West-Österreich­s“von den Lesern des Online-Magazins für erlebbare Geschichte huscarl.at ausgezeich­net. Von 66 nominierte­n mittelalte­rlichen Festverans­taltungen in Österreich kam man auf den vierten Platz. Höhepunkte des diesjährig­en Kapruner Festes waren unter anderem der Aufmarsch zur Burg mit allen Beteiligte­n, das „12. Freikampft­urnier zue Caprun“, genannt „die Herausford­erung“, das nach dem Codex Caprunsens­is abgehalten wurde, oder Musikgrupp­en, die rund um die Uhr mit Dudelsack, Trommel, Sackpfeife, Schalmei, Fiedel oder dem Trumscheit aufspielte­n.

45 Gruppen sorgten für eine beeindruck­ende Zeltstadt vor der Burg. Dort wurden viele alte Künste wie Tuchfärber­ei, Glasbläser­ei oder Schmieden gezeigt. Auch fahrendes Volk, Tänzerinne­n oder Burghexen waren zu sehen. Die Kinder hatten bei mittelalte­rlichen Spielen Spaß. „2018 zum 30er haben wir Besonderes vor, aber ich verrate noch nichts“, sagt Hollaus, die mit ihrem Team im Dauereinsa­tz stand.

„Die Feste bieten die Chance, dem Alltag zu entfliehen.“Misha Hollaus, Organisato­rin

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BILDER: SN/W. SCHWEINÖST­ER Es gab mittelalte­rliche Tänze und Musik zu erleben.
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Auch moderne Ritter können das Kämpfen nicht lassen.
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Auch die Kinder wurden mit eingebunde­n und hatten ihren Spaß.

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