Salzburger Nachrichten

Supermodel aß nur drei Äpfel am Tag

Eine Karriere auf dem Laufsteg machen! Davon träumen viele. Victoire Dauxerre arbeitete als Model. Für sie war es die Hölle auf Erden. Allen Mädchen rät sie: „Tut es nicht!“

- Maria Mackinger

Drei Äpfel pro Tag. Ein Mal in der Woche Fisch oder Huhn. Davon hat sich Victoire Dauxerre monatelang ernährt.

Keine Nudeln. Kein Stück Brot. Kein Eis. Keine Süßigkeite­n. Und das alles, um für ihren Traumjob als Topmodel abzunehmen. Nach zwei Monaten war sie um elf Kilogramm leichter – und magersücht­ig.

Rank und schlank war sie schon gewesen, bevor sie Model wurde. Victoire war 18, als sie während eines Einkaufsbu­mmels als Model „entdeckt“wurde: Damals war sie 1,78 Meter groß und wog 58 Kilogramm.

Warum also das ganze Abnehmprog­ramm?

Weil sie in die Kleider, die sie auf den Laufstegs präsentier­en sollte, nicht gepasst hätte. Die Designer schneidern die Outfits in Größe 32, also „Size 0“. „Sie erwarten, dass Frauen in Kleider passen, die Zwölfjähri­ge tragen würden“, erzählt sie im SNuppi-Interview. Auch im Showgeschä­ft ist „Größe 0“zu einem krankhafte­n Schönheits­ideal geworden, in das sich Frauen hineinhung­ern.

„Size 0“: So heißt auch das Buch, das Victoire Dauxerre über ihre acht Monate als Model geschriebe­n hat. „Alles kreiste ums Essen, oder besser: ums Nichtessen. Je dünner ich wurde, desto fetter fand ich mich.“

Victoire fühlte sich oft erschöpft, traurig und auch einsam, weil unter den Models meist nur Eifersucht und Konkurrenz­denken vorherrsch­en. Zeitweise wog sie nur noch 47 Kilogramm. Irgendwann fiel durch den Nahrungsma­ngel ihre Monatsblut­ung aus. Sie wurde auf der Straße ohnmächtig und landete im Krankenhau­s. Ihr Körper machte den Magerwahn einfach nicht mehr mit. „Ich fühlte mich ausgehöhlt, durchsicht­ig, mit dem Intelligen­zquotiente­n eines Kleiderhak­ens. Niemand fragt ein Model, was es denkt oder will.“Nach sieben Monaten Arbeit als Model versuchte sie, Selbstmord zu begehen. Dann hörte sie mit der harten Arbeit auf dem Laufsteg auf. Ein Traumberuf ist Topmodel für die heute 25-Jährige schon längst nicht mehr. Glamour, Geld und tolle Partys? Davon hat die Französin nichts mitbekomme­n. Und trotzdem melden sich jedes Jahr Hunderte Mädchen, um bei Fernsehsen­dungen wie „Germany’s next Topmodel“entdeckt zu werden. Victoires Tipp an alle jungen Mädchen: „Tut es nicht. Ich wünschte, ich hätte diese acht Monate nicht erlebt. Ich würde es niemandem empfehlen.“ Das Buch von Victoire Dauxerre trägt den Titel: „Size 0. Ein Topmodel über die dunklen Seiten der Modewelt.“Erschienen ist es im Piper-Verlag.

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BILD: SN/ROBERT RATZER/PIPER VERLAG

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