WAS VICTOIRE IN IHREM BUCH BERICHTET
Über die beinharte Arbeit auf dem Laufsteg: „Die Castings waren unglaublich hart. Wir waren wie eine Herde Tiere – eingezwängt in unsere Slim-Jeans und unsere Tops harrten wir auf unseren hohen Absätzen aus und warteten darauf, dass wir an die Reihe kamen, um von Kopf bis Fuß begutachtet zu werden, und das alles in einer Affenhitze.“ Über die Behandlung durch Hairstylisten: „Drei Stunden lang kämpften sie sich an uns ab, ohne uns auch nur das kleinste bisschen zu beachten: Wir waren einfach nur … Mannequins. Oder vielmehr Hampelmänner. Marionetten, Puppen, die man an den Haaren riss oder denen man welche anklebte, denen man die Haut zukleisterte, die man kämmte, rubbelte, deren Kopf man hob oder senkte, indem man ihnen am Kinn herumdrückte, das Ganze in einem unablässigen Stimmengewirr aus Unterhaltungen auf Italienisch, von denen man nichts aufschnappen konnte – und es wäre auch egal gewesen, denn keines ihrer Worte galt uns.“ Über ein Gespräch mit einer niederländischen Model-Kollegin: „Sie hat mir auch leise gestanden – schließlich spricht man nicht über solche Dinge –, dass ein Mädchen bei einer Modenschau backstage gestorben war. „Sie ist gelaufen wie vorgesehen, und als sie backstage ankam, ist sie zusammengebrochen. Die Feuerwehrleute kamen zwar, konnten aber nichts mehr machen: Herzversagen.“Herzversagen? Mit siebzehn? „Stress, Erschöpfung, außerdem weiß man nicht, was sie eingeworfen hat, um durchzuhalten, nicht wahr? Schon beim Casting kam sie mir richtig mager vor. Fast schon verhungert.“ Nach einem Fotoshooting für eine Frauenzeitschrift zeigte ihr der Fotograf noch die Fotos: „Ich beobachtete, wie er sich an die Nachbearbeitung der Fotos machte. Mit ein paar Klicks machte er meine Wangen etwas fülliger, ebenso Schenkel und Brüste, und er bearbeitete die Brustbeinknochen, damit ich ein schönes Dekolleté hatte. So lief das also ab: Wir verloren Kilo um Kilo, damit wir ausgewählt wurden … nur damit sie uns ganz nach Belieben wieder welche hinzufügen konnten.“