Universität Mozarteum bekommt Rektorin
So ein flottes „Heureka“hat es selten gegeben: Zwei Wochen nach dem Eklat mit dem designierten Rektor ist eine Frau gefunden.
SALZBURG. Die Universität Mozarteum bekommt zum ersten Mal eine Frau an ihrer Spitze. Abgesehen von den zwei Interimsrektorinnen der jüngsten Zeit, nämlich den Vizerektorinnen Brigitte Hütter und Sarah Wedl-Wilson, wird Elisabeth Gutjahr die erste gewählte Rektorin dieser Institution mit 175-jähriger Geschichte. Als solche wurde sie vom Universitätsrat einstimmig am Montagnachmittag designiert.
Warum ist die Entscheidung so flott gelungen? „Weil Stellvertreterkriege ausgeblieben sind“, sagt der Vorsitzende des Universitätsrates, Karl Ludwig Vavrovsky. Und Elisabeth Gutjahr sei so hochqualifiziert, dass die Wahl für sie auch schon im ersten Durchgang möglich gewesen wäre. Er sehe ihre Stärken „in einem anderen Stil des Führens“, nämlich „des Befriedens, des Motivierens, des Glühens“. Und sie gehe „sehr sensibel an die Dinge heran“.
Auch der Senatsvorsitzende Hansjörg Angerer lobt die künftige Rektorin: Er sei „zufrieden mit der Wahl“und sehr zuversichtlich für die Universität. Erwartungen an die neue Rektorin wolle er keine vorgeben. Er wolle ihr jetzt Zeit geben, „durchzuatmen“, sich in der neuen Aufgabe einzufinden und ihre Ideen und Vorschläge einzubringen. Ausdrücklich gratulierte Hansjörg Angerer dem Vorsitzenden des Universitätsrates: Karl Ludwig Vavrovsky habe vor der Sitzung am Montag „Riesenarbeit“geleistet und „die richtige Rechtsauskunft“eingeholt.
Sarah Wedl-Wilson, die gemeinsam mit Mario Kostal seit Jahresbeginn interimistisch das Rektorat leitet, versichert: „Wir haben eine gute Wahl.“Elisabeth Gutjahr sei eine „offene, herzliche und warme Persönlichkeit“. Dass sie „hervorragend vermitteln kann“, habe sie bei einer Evaluierung der MozarteumZweigstelle in Innsbruck gezeigt. „Wir waren sehr angetan von ihrer Art, auf verschiedene Parteien zuzugehen und einen Konsens zu finden“, sagt Sarah Wedl-Wilson.
Wird sie selbst Vizerektorin bleiben? „So dürfen Sie mich nicht festnageln“, erwidert Sarah Wedl-Wilson. Elisabeth Gutjahr habe in der Besetzung des Vizerektorats freie Hand, sie „,kann sich das aussuchen“(in Absprache mit Senat und Universitätsrat, Anm.). Allerdings: Mario Kostal und sie würden sich freuen, unter Frau Gutjahr weiterarbeiten zu dürfen. „Sie war die Favoritin von uns beiden.“
Elisabeth Gutjahr hat Rhythmik und Musiktheorie in Stuttgart studiert und ist seit 1987 ordentliche Professorin der staatlichen Musikhochschule in Trossingen, einer Kleinstadt in Baden-Württemberg. Gemessen am Jahresbudget ist diese nur etwa ein Zehntel so groß wie die Universität Mozarteum mit 60 Millionen Euro Budget.
Seit 2006 ist Elisabeth Gutjahr in Trossingen auch Rektorin. Ihre dortige Amtszeit wäre laut ihrem Lebenslauf noch bis 2020 gelaufen. Nun wird sie nach Angaben Karl Ludwig Vavrovskys ab September 2017 der Universität Mozarteum zur Verfügung stehen, allerdings mit der Einschränkung, dass sie teilweise im November und den ganzen Dezember bereits andere Verpflichtungen – etwa die Leitung eines Festivals – zugesagt hat.
Er werde nun den Dienstvertrag aushandeln, kündigt Karl Ludwig Vavrovsky an. Allerdings werde dieser – vor allem nach Erfahrungen mit Reiner Schuhenn – erst unterschrieben, wenn das Vizerektorat geklärt sei, insbesondere dessen Aufgabenverteilung und Geschäftsordnung.
Wie berichtet, ist der zum Rektor designierte Reiner Schuhenn am 10. Juli überraschend zurückgetreten, nachdem er mit seinen Vorschlägen für das Vizerektorat im Universitätsrat nicht durchgekommen war. Vavrovsky wirft ihm vor, „schon beim ersten Gegenwind“gescheitert zu sein, dann „Unirat-Bashing in den Medien“betrieben zu haben, bis hin „zu Sabotage“, indem er jedem geraten habe, sich nicht für die Universität Mozarteum zu bewerben. Allerdings: Mit der Wahl von Elisabeth Gutjahr sind diese Querelen nun Vergangenheit.