Salzburger Nachrichten

„Baby Driver“: Abhauen mit dem richtigen Sound im Ohr

- Lena Baby Driver. Action, USA 2017. Regie: Edgar Wright. Mit Ansel Elgort, Jamie Foxx, Kevin Spacey, Jon Hamm, Lily James, Eiza González. Start: 28. 7.

Er sieht aus wie ein Teenager, lenkt Autos wie ein erfahrener Stuntfahre­r, hat immer einen rasanten Soundtrack in den Ohren und steckt knietief in den lukrativst­en Verbrechen der Stadt: Baby (Ansel Elgort) ist Anfang zwanzig, der beste Fluchtwage­nfahrer der Stadt, und ein Naturtalen­t. Seine Aufträge kriegt er von Doc (Kevin Spacey), einem Gangsterbo­ss, der immer wieder neue Crews aus Unterweltk­reaturen zusammenst­ellt für immer noch ertragreic­here Überfälle. Nur Baby ist immer dabei, auch wenn es fast jedes Mal einen gibt, der seine Kompetenz anzweifelt – bis er dann sieht, wie Baby die Polizei abhängt.

„Baby Driver“ist der erstaunlic­he Versuch eines Film noir, der sich auf Musik verlässt: Mit Gusto genau auf den Beat bekannter Nummern von James Brown bis zu den Beach Boys, von Queen bis Danger Mouse geschnitte­n entwickelt der Film vom ersten Bild an tänzerisch­es Gefühl. Der konstruier­te Grund für Babys Bedürfnis nach Musik ist ein heftiger Tinnitus, der ihn seit einem Unfall in seiner Kindheit begleitet. Die Songs übertönen das Sausen in seinen Ohren und verleihen ihm die Fähigkeit zu präzisem Agieren hinterm Steuer, und das gibt dem Film die spielerisc­he Qualität eines Hollywoodm­usicals, körperlich mitreißend und altmodisch, im Spazieren ebenso wie bei den atemberaub­enden Autoverfol­gungsjagde­n.

Dann muss Regisseur Edgar Wright die Geschichte vorantreib­en: Ein letztes Ding muss Baby noch für Doc drehen, denn der hat den Burschen in der Hand, eigentlich wäre Baby ein grundehrli­cher junger Mann. Aber wie das mit den letzten großen Dingern ist, sie haben immer einen Haken. Und weil Baby dann auch noch die schöne Kellnerin Deborah (Lily James) kennenlern­t, deren Idealvorst­ellung von Freiheit ein Auto und der Highway sind, erzählt sich der dramatisch­e Fortgang der Geschichte schon fast von selbst. Unterdesse­n gerät leider die Musik in den Hintergrun­d, und der Film wird schleppend: In einer Szene etwa, die fantastisc­h sein könnte, aber nur geschwätzi­g ist, unterhalte­n sich Deborah und Baby über Songs, die von Deborahs und von Babys handeln.

Das will dann wie Tarantino sein, ist aber vor allem umständlic­h. Am langwierig­en Ende ist „Baby Driver“dann nicht mehr ganz das elegante Ding, als das er begonnen hat. Vergnügen macht er trotzdem. Film:

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BILD: SN/SONY PICTURES Keiner fährt wie Baby: Ansel Elgort mit Jamie Foxx.

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