„Baby Driver“: Abhauen mit dem richtigen Sound im Ohr
Er sieht aus wie ein Teenager, lenkt Autos wie ein erfahrener Stuntfahrer, hat immer einen rasanten Soundtrack in den Ohren und steckt knietief in den lukrativsten Verbrechen der Stadt: Baby (Ansel Elgort) ist Anfang zwanzig, der beste Fluchtwagenfahrer der Stadt, und ein Naturtalent. Seine Aufträge kriegt er von Doc (Kevin Spacey), einem Gangsterboss, der immer wieder neue Crews aus Unterweltkreaturen zusammenstellt für immer noch ertragreichere Überfälle. Nur Baby ist immer dabei, auch wenn es fast jedes Mal einen gibt, der seine Kompetenz anzweifelt – bis er dann sieht, wie Baby die Polizei abhängt.
„Baby Driver“ist der erstaunliche Versuch eines Film noir, der sich auf Musik verlässt: Mit Gusto genau auf den Beat bekannter Nummern von James Brown bis zu den Beach Boys, von Queen bis Danger Mouse geschnitten entwickelt der Film vom ersten Bild an tänzerisches Gefühl. Der konstruierte Grund für Babys Bedürfnis nach Musik ist ein heftiger Tinnitus, der ihn seit einem Unfall in seiner Kindheit begleitet. Die Songs übertönen das Sausen in seinen Ohren und verleihen ihm die Fähigkeit zu präzisem Agieren hinterm Steuer, und das gibt dem Film die spielerische Qualität eines Hollywoodmusicals, körperlich mitreißend und altmodisch, im Spazieren ebenso wie bei den atemberaubenden Autoverfolgungsjagden.
Dann muss Regisseur Edgar Wright die Geschichte vorantreiben: Ein letztes Ding muss Baby noch für Doc drehen, denn der hat den Burschen in der Hand, eigentlich wäre Baby ein grundehrlicher junger Mann. Aber wie das mit den letzten großen Dingern ist, sie haben immer einen Haken. Und weil Baby dann auch noch die schöne Kellnerin Deborah (Lily James) kennenlernt, deren Idealvorstellung von Freiheit ein Auto und der Highway sind, erzählt sich der dramatische Fortgang der Geschichte schon fast von selbst. Unterdessen gerät leider die Musik in den Hintergrund, und der Film wird schleppend: In einer Szene etwa, die fantastisch sein könnte, aber nur geschwätzig ist, unterhalten sich Deborah und Baby über Songs, die von Deborahs und von Babys handeln.
Das will dann wie Tarantino sein, ist aber vor allem umständlich. Am langwierigen Ende ist „Baby Driver“dann nicht mehr ganz das elegante Ding, als das er begonnen hat. Vergnügen macht er trotzdem. Film: