Die Wahrheit der Prospekte
Man fühlt Euphorie. Ein ums andere Mal, wenn man an einem Sommerabend die Salzach entlang in die Innenstadt geht. Etwa von Maxglan aus. Bei jedem Schritt rückt die Kulisse von Festung und Altstadt mehr und mehr ins Blickfeld. Ja, stimmt: Alles schon tausend Mal gesehen – aber doch ist es immer wieder unglaublich. Ein ums andere Mal hört man sich selbst sagen: „Was für eine fantastische Stadt und wie groß ist das Glück, hier leben zu dürfen.“Unversehens blitzt dann dieser Satz von Wilfried Haslauer senior im Gedächtnis auf. Ihm wird das Zitat zugeschrieben: „Passt mir auf mein Salzburg auf!“Das klingt pathetisch. Und doch wird damit eine Wahrheit angesprochen. Sie darf als Vermächtnis verstanden werden. Dieses Vermächtnis scheint freilich außer Kraft gesetzt. Denn der Speckgürtel rund um Salzburg und vor allem die Tourismusregionen im Süden werden von einem Angst machenden Baufieber geschüttelt. Es gibt bald keinen Hügel mehr, auf dem nicht ein Kran steht. Und was dann am Ende als „fügt sich ganz wunderbar in die Landschaft ein“beschrieben wird, entspricht in der Regel nur der Prospektwahrheit.
Jüngstes Beispiel: der Keilberg in Zell am See. Bislang einer der wenigen unberührten Hänge mit vier Bauernhöfen. Ein landschaftliches Juwel. Jetzt entsteht dort ein neues Wohnhaus. Die Baustelle sieht wie eine Narbe aus. Es bleibt zu hoffen, dass sie geschlossen wird – durch ein Projekt, das auch im Sinne der Landschaft gelingt.