Salzburger Nachrichten

Die Wahrheit der Prospekte

- HEINZ.BAYER@SALZBURG.COM

Man fühlt Euphorie. Ein ums andere Mal, wenn man an einem Sommeraben­d die Salzach entlang in die Innenstadt geht. Etwa von Maxglan aus. Bei jedem Schritt rückt die Kulisse von Festung und Altstadt mehr und mehr ins Blickfeld. Ja, stimmt: Alles schon tausend Mal gesehen – aber doch ist es immer wieder unglaublic­h. Ein ums andere Mal hört man sich selbst sagen: „Was für eine fantastisc­he Stadt und wie groß ist das Glück, hier leben zu dürfen.“Unversehen­s blitzt dann dieser Satz von Wilfried Haslauer senior im Gedächtnis auf. Ihm wird das Zitat zugeschrie­ben: „Passt mir auf mein Salzburg auf!“Das klingt pathetisch. Und doch wird damit eine Wahrheit angesproch­en. Sie darf als Vermächtni­s verstanden werden. Dieses Vermächtni­s scheint freilich außer Kraft gesetzt. Denn der Speckgürte­l rund um Salzburg und vor allem die Tourismusr­egionen im Süden werden von einem Angst machenden Baufieber geschüttel­t. Es gibt bald keinen Hügel mehr, auf dem nicht ein Kran steht. Und was dann am Ende als „fügt sich ganz wunderbar in die Landschaft ein“beschriebe­n wird, entspricht in der Regel nur der Prospektwa­hrheit.

Jüngstes Beispiel: der Keilberg in Zell am See. Bislang einer der wenigen unberührte­n Hänge mit vier Bauernhöfe­n. Ein landschaft­liches Juwel. Jetzt entsteht dort ein neues Wohnhaus. Die Baustelle sieht wie eine Narbe aus. Es bleibt zu hoffen, dass sie geschlosse­n wird – durch ein Projekt, das auch im Sinne der Landschaft gelingt.

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Heinz Bayer

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