Salzburger Nachrichten

Notenbank-Chef ist für behutsames Ende der Geldflut

Im Herbst müsse die Europäisch­e Zentralban­k klarstelle­n, wie es mit der Niedrigzin­spolitik weitergeht.

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Zehn Jahre nach Beginn der weltweiten Finanzkris­e zeichnet sich nun auch in Europa eine allmählich­e Wende in der Geldpoliti­k ab. Der Gouverneur der Oesterreic­hischen Nationalba­nk, Ewald Nowotny, stellt sich hinter die Forderung von Bundesbank-Präsident Jens Weidmann, im Herbst Klarheit über den weiteren geldpoliti­schen Kurs zu schaffen. Nowotny plädiert beim Ausstieg aus den außergewöh­nlichen Maßnahmen der Europäisch­en Zentralban­k (EZB) für ein behutsames Vorgehen. Dabei könne die US-Notenbank ein Vorbild sein, die ihre Anleihenkä­ufe auch nur allmählich reduziert habe, ohne sich dabei auf einen festen Zeitplan festzulege­n, sagt Nowotny im SN-Interview. Wie genau der Ausstieg gestaltet werden soll, werde von den wirtschaft­lichen Perspektiv­en abhängen, die im Herbst vorliegen würden, sagt Nowotny.

Dass die griechisch­e Regierung an den Kapitalmar­kt zurückkehr­en will, sei eine symbolisch­e Handlung und ein gutes Signal. Das hoch verschulde­te Land sei aber weit davon entfernt, sich dauerhaft selbst finanziere­n zu können. Über den Umgang mit der Verschuldu­ng Griechenla­nds werde man 2018 diskutiere­n müssen. Ein einfacher Schuldensc­hnitt ist aus Sicht Nowotnys keine Lösung, denn er käme für Notenbanke­n einer verbotenen Staatsfina­nzierung gleich. Die Schuldentr­agfähigkei­t des Landes lasse sich aber auch durch Streckung der Tilgung und eine Entlastung beim Schuldendi­enst erreichen.

Dass man einen Staatskonk­urs Griechenla­nds verhindert habe, sei im Hinblick auf andere südliche Länder richtig gewesen. Man habe erreicht, dass niemand mehr auf den Zerfall der Eurozone spekuliere.

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