Hohle Worte, leere Versprechungen und viele, viele Lügen
Wer die Worte von US-Politikern zum Nennwert nimmt, glaubt wohl auch an Osterhase und Klapperstorch.
Die amerikanische Öffentlichkeit erlebt gerade wieder einmal einen Moment, der sie an die berühmte Geschichte mit dem ewig grüßenden Murmeltier erinnert. In der Auseinandersetzung um die Frage, wer aus dem Team des damaligen Präsidentschaftskandidaten wann mit welchen russischen Botschaftern, Anwälten, Putin-Vertrauten oder Spionen zusammengetroffen ist, um Negatives über Hillary Clinton zu erfahren, fiel der Satz: „Ich habe nicht mit den Russen konspiriert.“Er stammt von Trumps Schwiegersohn und „Mädchen für alles“(Nahostfrieden schließen, Innovation in der US-Wirtschaft vorantreiben, Handel mit China und Mexiko organisieren, gegen Drogensucht in den USA kämpfen), Jared Kushner.
Ob Kushner nun wirklich vier völlig nutzlose Meetings mit Russen hatte oder dabei doch Schmutzkübel für den Wahlkampf gefüllt wurden, wird die Öffentlichkeit der USA lang beschäftigen.
Der Satz „Ich habe nicht …“ist uns allerdings sehr vertraut. Sagte doch Bill Clinton seinerzeit: „Ich hatte keine sexuelle Beziehung zu dieser Frau, Miss Lewinsky.“Das stellte sich damals als ziemlich freche Lüge heraus – doch was sonst würde man von einem Ehemann erwarten, der beim Fremdgehen erwischt worden ist?
Clintons Nachfolger George W. Bush ließ sich ein paar Jahre später nicht lumpen und behauptete: „Saddam Hussein verfügt über Massenvernichtungswaffen.“Und das war der Vorwand für einen Krieg, dessen Nachbeben noch heute den Nahen Osten erschüttern.
Auch der jetzige Präsident der USA lässt sich (nahezu täglich) beim Lügen erwischen. So sagte Donald Trump, nachdem sein dritter Anlauf, Obamacare abzuschaffen, kläglich an seinen eigenen Republikanern gescheitert war: „Ich habe nie gesagt, dass ich Obamacare sofort aufheben und ersetzen würde.“Nein, er hat nicht „sofort“gesagt, sondern „am ersten Tag meiner Amtszeit“.
Spannend wird das Wirken des neuen Kommunikationschefs im Weißen Haus, Anthony Scaramucci. Erstens hat er offensichtlich vergessen, dass er persönlich in vielen Tweets nahezu jede einzelne von Donald Trumps Positionen als Unsinn bezeichnet hat – von der Mauer an der mexikanischen Grenze über den Klimawandel bis hin zur Waffenkontrolle in den USA. Zweitens hat Scaramucci allen Mitarbeitern im Weißen Haus gedroht, er werde sie feuern, sollten sie Vertrauliches an die Presse weitergeben.
Und wie will er die Twitter-Inkontinenz seines Arbeitgebers behandeln? Donald Trump braucht keine Whistleblower, um bis auf die Knochen blamiert zu werden. Das besorgt er mit fast jedem seiner Tweets schon selbst.