Salzburger Nachrichten

Hohle Worte, leere Versprechu­ngen und viele, viele Lügen

Wer die Worte von US-Politikern zum Nennwert nimmt, glaubt wohl auch an Osterhase und Klappersto­rch.

- VIKTOR.HERMANN@SALZBURG.COM

Die amerikanis­che Öffentlich­keit erlebt gerade wieder einmal einen Moment, der sie an die berühmte Geschichte mit dem ewig grüßenden Murmeltier erinnert. In der Auseinande­rsetzung um die Frage, wer aus dem Team des damaligen Präsidents­chaftskand­idaten wann mit welchen russischen Botschafte­rn, Anwälten, Putin-Vertrauten oder Spionen zusammenge­troffen ist, um Negatives über Hillary Clinton zu erfahren, fiel der Satz: „Ich habe nicht mit den Russen konspirier­t.“Er stammt von Trumps Schwiegers­ohn und „Mädchen für alles“(Nahostfrie­den schließen, Innovation in der US-Wirtschaft vorantreib­en, Handel mit China und Mexiko organisier­en, gegen Drogensuch­t in den USA kämpfen), Jared Kushner.

Ob Kushner nun wirklich vier völlig nutzlose Meetings mit Russen hatte oder dabei doch Schmutzküb­el für den Wahlkampf gefüllt wurden, wird die Öffentlich­keit der USA lang beschäftig­en.

Der Satz „Ich habe nicht …“ist uns allerdings sehr vertraut. Sagte doch Bill Clinton seinerzeit: „Ich hatte keine sexuelle Beziehung zu dieser Frau, Miss Lewinsky.“Das stellte sich damals als ziemlich freche Lüge heraus – doch was sonst würde man von einem Ehemann erwarten, der beim Fremdgehen erwischt worden ist?

Clintons Nachfolger George W. Bush ließ sich ein paar Jahre später nicht lumpen und behauptete: „Saddam Hussein verfügt über Massenvern­ichtungswa­ffen.“Und das war der Vorwand für einen Krieg, dessen Nachbeben noch heute den Nahen Osten erschütter­n.

Auch der jetzige Präsident der USA lässt sich (nahezu täglich) beim Lügen erwischen. So sagte Donald Trump, nachdem sein dritter Anlauf, Obamacare abzuschaff­en, kläglich an seinen eigenen Republikan­ern gescheiter­t war: „Ich habe nie gesagt, dass ich Obamacare sofort aufheben und ersetzen würde.“Nein, er hat nicht „sofort“gesagt, sondern „am ersten Tag meiner Amtszeit“.

Spannend wird das Wirken des neuen Kommunikat­ionschefs im Weißen Haus, Anthony Scaramucci. Erstens hat er offensicht­lich vergessen, dass er persönlich in vielen Tweets nahezu jede einzelne von Donald Trumps Positionen als Unsinn bezeichnet hat – von der Mauer an der mexikanisc­hen Grenze über den Klimawande­l bis hin zur Waffenkont­rolle in den USA. Zweitens hat Scaramucci allen Mitarbeite­rn im Weißen Haus gedroht, er werde sie feuern, sollten sie Vertraulic­hes an die Presse weitergebe­n.

Und wie will er die Twitter-Inkontinen­z seines Arbeitgebe­rs behandeln? Donald Trump braucht keine Whistleblo­wer, um bis auf die Knochen blamiert zu werden. Das besorgt er mit fast jedem seiner Tweets schon selbst.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria