Salzburger Nachrichten

USA lassen Russland den Vortritt

Der syrische Machthaber Baschar al-Assad sitzt in einem Rumpf-Syrien fest im Sattel. Zu sagen hat er allerdings wenig. Russland und der Iran halten die Zügel in der Hand.

- Tony Thomas, US-General mw, strick

Es dauerte drei Tage, bis das Weiße Haus einen Bericht der „Washington Post“über die Einstellun­g der CIAWaffenh­ilfe an „syrische Rebellen“bestätigte. Nun zog der Präsident persönlich nach. Er habe die „massiven, gefährlich­en und verschwend­erischen Zahlungen an syrische Rebellen, die gegen Assad kämpfen, beendet“, schrieb Trump auf Twitter.

Es sei eine „sehr harte Entscheidu­ng“gewesen, sagte der Chef der Sondereins­ätze der US-Armee, General Tony Thomas. Der verdeckte Einsatz zur Unterstütz­ung der Assad-Gegner habe nur wenig Wirkung gehabt und sei deswegen gestoppt worden – nach vier Jahren. Großen Wert legte General Thomas auf die Feststellu­ng, dass der Stopp der Waffenhilf­e kein Zugeständn­is des amerikanis­chen Präsidente­n an Moskau war. Russland hält mit seiner Interventi­on in Syrien Baschar al-Assad an der Macht. Einige Tage zuvor hatte die „Washington Post“noch einen hochrangig­en amerikanis­chen Regierungs­beamten mit dem knappen Satz zitiert: „Putin hat in Syrien gewonnen.“

Das hatte sich allerdings bereits im Dezember 2016 abgezeichn­et, als die von iranischen und libanesisc­hen Milizen sowie der russischen Luftwaffe unterstütz­te Assad-Armee die Stadt Aleppo zurückerob­erte. Der Blutzoll unter der Zivilbevöl­kerung war groß, auch die internatio­nale Empörung.

Vier Monate später verkündete das Weiße Haus unter dem neuen Präsidente­n Donald Trump, dass die Absetzung Assad s „keine Priorität“mehr habe. Auch der wenige Tage später erfolgte amerikanis­che Marschflug­körperangr­iff auf eine syrische Militärbas­is, dem ein Chemiewaff­enangriff des Assad-Regimes vorausgega­ngen war, bedeutete keinen amerikanis­chen Richtungsw­echsel.

Auf dem G20-Gipfel von Hamburg verkündete­n Russlands Präsident Wladimir Putin und Donald Trump den Abschluss eines seit Monaten verhandelt­en Waffenstil­lstands in Südsyrien. Zum Entsetzen der israelisch­en Regierung soll die russische Armee die Feuerpause überwachen.

Syrische Regierungs­truppen hatten daraufhin endgültig den Rücken frei und konnten mit Unterstütz­ung von Moskau und Teheran bis weit in den Osten des Landes vorstoßen.

Wirklich klar ist die von Konzeption­slosigkeit geprägte amerikanis­che Syrien-Politik allerdings auch nach der jüngsten Entscheidu­ng nicht. Nicht nur die Betroffene­n fragen sich, welche der unzähligen Rebellengr­uppen künftig auf USMilitärh­ilfe verzichten müssen. Mit Sicherheit nicht die kurdisch dominierte­n „Demokratis­chen Kräfte Syriens“(SDF), die gegenwärti­g mit amerikanis­cher Schützenhi­lfe die letzte IS-Hochburg, Rakka, in Syrien belagern. Ebenfalls direkt von US-Beratern unterstütz­t wird das „Kommando der Revolution“, das an der syrisch-irakischen Grenze operiert. Beobachter im Libanon erwarten, dass die USA in erster Linie die verdeckte Hilfe für dschihadis­tische Gruppen einstellen werden. Die Nusra-Front kämpft gegenwärti­g im Norden Syriens gegen konkurrier­ende Gruppen um die noch verbleiben­den finanziell­en und materielle­n Ressourcen. Der Bruderkamp­f forderte bereits Dutzende Tote.

Indessen fliegt die Assad-Armee nach Angaben der syrischen Beobachtun­gsstelle nach wie vor Luftangrif­fe auch in der Waffenstil­lstandsreg­ion.

Russland wiederum soll sich an einem anderen internatio­nalen Brennpunkt einmischen. Laut Angaben von US-Militärs und Regierungs­vertretern in Kabul tauchen zusehends moderne russische Waffen bei den Taliban auf, darunter schwere Maschineng­ewehre und Scharfschü­tzengewehr­e. In einem von CNN veröffentl­ichten Video führen Dorfältest­e einige dieser Waffen vor, die sie laut eigenen Angaben von den Taliban erbeutet haben. Moskau dementiert jegliche Waffenlief­erung.

„Es war eine sehr harte Entscheidu­ng.“

 ?? BILD: SN/EPA ?? Syriens Machthaber Baschar al-Assad und Russlands Präsident Wladimir Putin 2015 in Moskau.
BILD: SN/EPA Syriens Machthaber Baschar al-Assad und Russlands Präsident Wladimir Putin 2015 in Moskau.

Newspapers in German

Newspapers from Austria