Salzburger Nachrichten

Moskau und Washington teilen sich Syrien auf

- MARTIN.STRICKER@SALZBURG.COM

Nach rund 400.000 Toten, unfassbare­n Menschenre­chtsverbre­chen und Millionen Flüchtling­en wird klar: Haupttäter Baschar al-Assad bleibt vorerst unbehellig­t im Amt. Er wird von Gnaden seines Schutzherr­n Wladimir Putin über ein Rumpf-Syrien herrschen und dort weiterhin jeden, der Widerspruc­h wagt, als Terroriste­n brandmarke­n und verfolgen.

Die USA unter Präsident Donald Trump wiederum führen die Strategie von Barack Obama fort. Sie konzentrie­rten sich auf die Auseinande­rsetzung mit dem IS im Osten Syriens und wollen den Bürgerkrie­g möglichst fernhalten. Neu ist eine enge Kooperatio­n mit Moskau. So stoppte Trump nun auch die letzte Hilfe für die Anti-Assad-Milizen.

Im Gegenzug mischen sich Moskau und dessen Schützling­e tunlichst nicht in den Kampf um die IS-Hochburg Rakka und das restliche Euphrat-Tal ein. Wobei anzumerken ist, dass der IS weder für Assad noch für Moskau je ein Ziel war, außer zu Propaganda­zwecken.

Es entsteht also ein US-dominierte­r arabisch-kurdischer Norden, eine von großteils islamistis­chen Rebellen kontrollie­rte Provinz Idlib im Nordwesten und ein russisch-iranisches Assadistan an der Mittelmeer­küste.

Was es nicht gibt, ist Gerechtigk­eit. Russische Bombenangr­iffe auf Wohnvierte­l in Aleppo, Assads Fassbomben und Folterkell­er – sind einfach vergessen.

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Martin Stricker

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