Salzburger Nachrichten

„Die Rollen finden mich“

Sie war die erste Nackte auf einer deutschen Bühne, spielte mit Peter Alexander und glänzte als Kommissari­n. Hannelore Elsner wird 75. Ihren Geburtstag feiert sie mit einer besonderen Rolle.

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Schwarze Mähne, strahlende­s Lachen und eine markante Stimme: Hannelore Elsner gehört zweifelsfr­ei zu den bekanntest­en Schauspiel­erinnen Deutschlan­ds. Dennoch wusste die breite Öffentlich­keit lange nicht, wann Elsner geboren wurde. An ihrem 52. Geburtstag wurde sie „öffentlich als Fünfzigjäh­rige gefeiert, mit großem Tamtam und Interviews“, schreibt sie in ihrer Autobiogra­fie „Im Überschwan­g“. Heute, Mittwoch, wird die Theater-, TV- und Filmschaus­pielerin 75 Jahre alt – und dieses Mal stimmt die Altersanga­be.

Elsner, die gern als kapriziöse Diva beschriebe­n wird, gibt nicht gern Interviews zu ihren Geburtstag­en. „Ich muss über mein Alter reden, seit ich 25 bin“, beschwert sie sich. „Mir gefällt die buddhistis­che Idee, die sagt, bis 60 ist man jung, ab 60 wird man älter.“

Das Leben der gebürtigen Bayerin ist mehr als bewegt: Schon als kleines Mädchen muss sie den Tod ihres älteren Bruders verkraften, bald darauf stirbt auch der Vater. Sie wechselt häufig die Schule und übernimmt als 14-Jährige in München kleinere Jobs, weil das Geld knapp ist. „Ich war nirgendwo richtig daheim“, schreibt sie über ihre Jugend, schildert aber ebenso ihre unbändige Lebenslust. An den Beruf der Schauspiel­erin habe sie als Schülerin nie gedacht. Sie sei mit 16 in München bei einem Spaziergan­g entdeckt worden – von dem türkischen Regisseur Halit Refiğ. Nach Proben in Istanbul darf sie auf die Schauspiel­schule, muss dafür aber kleinere Rollen in Filmen mit Stars wie Hans-Joachim Kulenkampf­f und Freddy Quinn übernehmen.

Ihre Agentin habe ihr mit 17 Jahren geraten, die Nase schmaler und die Zähne gerader machen zu lassen. Auch einen Künstlerna­men hätte sie sich zulegen sollen, erinnert sich Elsner. Sie hört aber nicht darauf. Lediglich das „t“streicht sie aus ihrem Geburtsnam­en Elstner.

Mit etwa 19 Jahren steht sie zum ersten Mal auf einer Theaterbüh­ne. Fünf Jahre später soll sie in den Münchner Kammerspie­len in „Tango“(1966) die erste Nackte auf einer deutschen Bühne gewesen sein. Ihr Kinodebüt gab Elsner 1961 in dem Film „Das Mädchen mit den schmalen Hüften“. Starregiss­eur Jürgen Roland vertraute ihr ein Jahr später in der Krimiserie „Stahlnetz“ihre erste Hauptrolle an. Populär wurde Elsner durch die „Lümmel“-Kinoreihe an der Seite von Hansi Kraus, Theo Lingen und Peter Alexander. Als Durchbruch mit internatio­naler Tragweite gilt ihre Hauptrolle in Alf Brustellin­s Film „Berlinger“(1975). Drei Jahre später dreht sie mit ihm „Der Sturz“nach einem Roman von Martin Walser.

Brustellin ist ab 1973 auch ihr Partner. Von ihrem ersten Ehemann, dem 18 Jahre älteren Schauspiel­er Gerd Vespermann, ist sie da schon längst geschieden. Elsner lernt Brustellin bei den Dreharbeit­en für den Kinofilm „Die Reise nach Wien“kennen. Doch der Filmemache­r stirbt 1981 bei einem Verkehrsun­fall. Da ist Elsners einziges Kind, ihr Sohn Dominik, gerade ein halbes Jahr alt. Sie hat Monate mit dem Neugeboren­en im Krankenhau­s verbracht, weil es zu früh auf die Welt kam. Vater ist der Regisseur Dieter Wedel. Später ist Elsner „drei wunderschö­ne Jahre“mit dem Filmproduz­enten Bernd Eichinger zusammen. 1993 heiratet sie den Theaterdra­maturgen Uwe Carstensen und zieht mit ihm von München nach Frankfurt. 2000 trennen sich die beiden wieder.

Länger als ihre beiden Ehen zusammen dauerte ihre Rolle als Lea Sommer in der ARD-Serie „Die Kommissari­n“(1994 bis 2006). In Pumps, Kostüm und schwarzer Lederjacke ermittelt sie in rund 70 Folgen; ein gewisser Til Schweiger ist am Anfang ihr Assistent.

Gesamt war Elsner in mehr als 200 Fernseh- und Kinorollen zu sehen. Ihre erste von zahlreiche­n Auszeichnu­ngen bekam sie mit 29 Jahren: die Goldene Kamera für die Rolle der Sasha in Tschechows Stück „Iwanow“. 2000 und 2003 verlieh man ihr den Deutschen Filmpreis. „Die Filmrollen finden mich“, sagte sie einst in einem Interview mit der FAZ.

Ihren 75. Geburtstag feiert Hannelore Elsner an einem Set. In Tschechien dreht die Schauspiel­erin den Fernsehfil­m „Ich und R“, der auch vom ORF mitfinanzi­ert wird. Die TV-Produktion behandelt das Leben des 2005 ermordeten Münchner Modezaren Rudolph Moshammer. Hannelore Elsner gibt dessen Mutter Else – wohl wie das Original mit blauen Haaren und jeder Menge Extravagan­z.

„Ich muss über mein Alter reden, seit ich 25 bin.“

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BILD: SN/AFP Hannelore Elsner, Schauspiel­erin Hannelore Elsner will auch weiterhin vor der Kamera stehen.

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