Salzburger Nachrichten

Kaum einer will am Stadtrand gratis parken

Touristike­r locken die Besucher heuer mit einem Gratis-Parkplatz zum Messezentr­um. Der Start des neuen Modells verlief schleppend. Viele Touristen wissen nichts von dem günstigen Angebot.

- Bert Brugger, Tourismus Salzburg

SALZBURG-STADT. Die Familie Ortlieb aus Hessen findet sich schnell zurecht. Nur wenige Autos stehen am Dienstag um elf Uhr am Messe-Parkplatz, schon von Weitem sieht man den Infostand der Salzburg AG. Hier erklären zwei Ferialprak­tikanten das Gratis-Parkangebo­t. Das Tagesticke­t um drei Euro für den Bus empfinden auch die deutschen Urlauber als günstig. Dabei war es ein Zufall, dass sie davon erfahren haben, sagt Vater Dirk Ortlieb. „Wir haben in einem Fernsehber­icht gesehen, dass die Stadt voll ist. Im Internet haben wir dann dieses Angebot gefunden.“Die Familie hatte sogar überlegt, das Auto gleich in der Ferienwohn­ung in Annaberg stehen zu lassen, sagt Sohn Dirk. „Aber da fährt ja nur zwei Mal am Tag ein Bus, das geht gar nicht.“

In der Stadt Salzburg wird heuer mit einem neuen Angebot versucht, den Park-and-Ride-Parkplatz am Messezentr­um zu füllen, um die Altstadt vom Touristenv­erkehr zu entlasten. Auf Initiative der Tourismus Salzburg GmbH können Autofahrer gratis parken und bekommen um 3 Euro pro Person ein Tagesticke­t für den Bus dazu. Am Montag fanden allerdings lediglich 174 Pkw ihren Weg zum Messezentr­um, 463 Bustickets wurden verkauft. Zum Vergleich: In die Altstadtga­rage fuhren am Montag 2584 Pkw.

Am Dienstag ist der Parkplatz ebenfalls nur locker befüllt. Die Familie Pekarcikov­a aus Bratisla-

va hat den Weg zum Messeparkp­latz eher zufällig gefunden. Den kryptische­n Überkopfwe­gweiser auf der Autobahn hat Mutter Stanislava nicht gesehen. Sie wurde von ihrer Tante aus Bad Ischl auf das Angebot hingewiese­n, wo die Familie derzeit nächtigt. Jetzt sitzt die Familie im Bus der Linie 8 und ist nach 15 Minuten Fahrt im Stadtzentr­um. Gut habe das geklappt, sagt Stanislava Pekarcikov­a. „Es war einfacher, als mit dem Auto zu fahren. In der Stadt hätten wir uns mit dem Pkw nicht zurechtgef­unden.“

Die Altstadt ist auch am Dienstag gut gefüllt, das zeigt sich auch anhand der Auslastung der Altstadt-Garage: Kurz nach zwölf Uhr sind alle Plätze belegt. Die Neutorstra­ße wird schnell zum Parkplatz für Pkw, die auf einen freien Platz warten. Ein junger

„Es ist schwierig, die Leute aus den Autos zu bekommen.“

Mann aus Rosenheim bereut es bereits, sich mit seinem Bentley angestellt zu haben. „Kann man hier nicht mehr umdrehen?“, will er wissen. Vom Gratis-Parkplatz bei der Messe habe er noch nichts gehört. Für ihn sei das Angebot nicht interessan­t, sagt er. „Ich warte lieber, bevor ich in den Bus umsteige.“Ähnlich sieht das eine Familie aus Brixen, die gerade einen Platz in der Garage bekommen hat. „Wir wollen unser Auto in der Nähe haben, weil unsere Sachen drinnen sind.“

Im Büro von Planungsst­adtrat Johann Padutsch ist man wegen der schwachen Auslastung des Messe-Parkplatze­s ernüchtert: Trotz des Gratis-Angebotes sei die Belegung ähnlich wie im Vorjahr. Bert Brugger, Geschäftsf­ührer der Tourismus Salzburg GmbH, zeigt sich ratlos. „Noch günstiger können wir das Modell nicht anbieten. Aber es ist offenbar schwierig, die Leute aus den Autos zu bekommen.“

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 ?? BILDER: SN/ANTON PRLIĆ ?? Staus vor der Mönchsberg­garage, fröhliche Gesichter bei den Nutzern der Gratis-Parkplätze am Messezentr­um. Das Hinweissch­ild zum neuen Angebot gibt Rätsel auf.
BILDER: SN/ANTON PRLIĆ Staus vor der Mönchsberg­garage, fröhliche Gesichter bei den Nutzern der Gratis-Parkplätze am Messezentr­um. Das Hinweissch­ild zum neuen Angebot gibt Rätsel auf.
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