Salzburger Nachrichten

Ist diese Partei ein Scherz?

Nach der MA 2412 ist Roland Düringer in der echten Politik angekommen.

- Beg

Kurz vor 14 Uhr steigt Kabarettis­t Roland Düringer in Salzburg aus dem Obus vor dem Schloss Mirabell und marschiert unerkannt in Richtung Bürgerbüro. Seine Mission: Düringer fährt seit Dienstag mit dem Zug durchs Land, um quasi amtlich die Formulare zur Unterstütz­ung seiner Partei „Meine Stimme G!LT“zu deponieren. Am Vormittag war er in Innsbruck, jetzt ist Salzburg dran, dann geht’s nach Linz. Bis 18. August braucht Düringer 2600 Unterschri­ften, damit die „Partie“, wie er sie nennt, auf dem Stimmzette­l für die Nationalra­tswahl am 15. Oktober landet.

Doch so einfach ist die Sache nicht. Nein, diese Formulare könne er nicht annehmen, weil der Parteiname bereits draufstehe, erklärt der Mitarbeite­r im Büro der Bürger. Und Pressefoto­s in Amtsräumen seien nicht erlaubt, teilt die Amtsleiter­in mit. „Jetzt wissen wir, warum unser Staat so beinand ist, wie er beinand ist“, kommentier­t Düringer. Es sei Zeit, dass sich die Bevölkerun­g in die Politik und den Staat einmische. Für ihn selbst sei das „Projekt“ am Wahltag beendet. „Ich wäre nicht geeignet, weil ich prominent bin und sich dann alles um mich drehen würde.“Die wahren Experten seien die Menschen auf der Straße. Er meine die Kandidatur ernst. „Das ist kein Jux.“

Den Wahlkampf werde er ausschließ­lich online führen. „Es wird keine Plakate geben, und ich werde auch keine Kugelschre­iber verteilen.“Ein Programm hat Düringer auch nicht, dafür Videobotsc­haften. Und wer gehört nun eigentlich zur Partie? 1200 Leute folgten dem Aufruf zum Mitmachen. Den Lebenslauf samt Motivation­sschreiben schickten 370 retour. Den Online-Politführe­rschein bestanden 160 Personen. Er habe alle getroffen, sagt Düringer. Nach einer Politrede und einem Interview seien 50 Kandidaten übrig geblieben. In zwei Wochen entscheide das Los, wer auf die Liste komme. Vom „schrullige­n Pensionist­en“über eine achtfache Mutter bis zu einem Jusprofess­or, einem Schauspiel­er, einem Hip-Hop-Tänzer und Freigeiste­rn sei alles vertreten.

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BILD: SN/KOLARIK Roland Düringer sammelt Unterschri­ften für seine „Partie“.
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